Tirol

Einzel- und Wochentickets deutlich teurer: VVT-Tarifreform sorgt für Frust

Wer sein Ticket online kauft, muss keinen Fahrerzuschlag zahlen.
© VVT

Vor allem Gelegenheitspendler fühlen sich durch die neue Preisgestaltung des Tiroler Verkehrsverbundes benachteiligt. Das Kundencenter versucht zu beschwichtigen.

Von Nikolaus Paumgartten

Innsbruck –Seit Anfang der Woche ist die zweite Stufe der Tarifreform des Verkehrsverbundes Tirol (VVT) in Kraft – und sorgt seitdem bei einem Teil der Öffi-Nutzer für gehörigen Ärger. So kritisiert etwa ein Gelegenheitspendler aus Zirl, der nur während der Wintermonate mit dem Bus nach Innsbruck zur Arbeit fährt, dass das Wochenticket von einem Tag auf den anderen „massiv teurer“ geworden ist. Statt bisher 15 Euro muss er jetzt 25 Euro hinblättern. Er sieht in dieser Preisgestaltung eine Strategie des Verkehrsverbundes, die Leute dazu zu “zwingen“, ein Jahresticket zu kaufen – selbst wenn dieses gar nicht benötigt werde.

Groß ist der Ärger auch bei einem Fahrgast, der künftig 25 Euro statt 12,60 Euro für das Wochenticket bezahlen muss. Auch dass der Ticketpreis für ein Einzelticket online mit 2,50 Euro angegeben ist, beim Kauf beim Fahrer aber dann doch 3,10 Euro kostet, stößt ihm sauer auf. Es gebe viele Menschen, die sich schlichtweg kein Jahresticket leisten könnten und bisher mit einem Monatsticket besser unterwegs waren. Der öffentliche Verkehr sei mit der Tarifreform teurer statt billiger geworden – vor allem wenn man jetzt für eine Hin-und-retour-Fahrt über sechs Euro zahlen müsse. Für dieses Geld könne man sein Auto mit Sprit für 100 Kilometer betanken.

Ein anderer Kunde aus Natters glaubt zunächst an einen Aprilscherz, als er am Montag für seine Wochenkarte „nahezu das Doppelte“ zahlen muss. In Anbetracht völlig überfüllter Züge und laufender Verzögerungen könne er diese Preissteigerung nicht im Ansatz nachvollziehen. Er werde daher künftig wieder mit dem Moped oder dem Auto in die Arbeit fahren, kündigt er an.

Beim Kundenservice des VVT ist dieser Tage die Tarifreform natürlich ein großes Thema, bestätigt Michael Gruber, Teamleiter des Kundencenters. Gehen an einem durchschnittlichen Tag rund 75 Anrufe bei der Kundenhotline ein, so sind es diese Woche im Schnitt bis zu 300 täglich gewesen. In erster Linie würden sich die Anrufer informieren und beraten lassen, die Beschwerden über die Reform hielten sich aber in Grenzen, so Gruber.

Dass für einen Teil der Kunden bestimmte Angebote wegfallen oder teurer geworden sind, räumt er ein. In den Beratungsgesprächen versuche man, für jeden eine passende Lösung zu finden und mögliche Vorteile hervorzuheben. „Mit der zweiten Stufe der Tarifreform ist zum Beispiel der Innsbrucker Kernzonenzuschlag für alle Tickets weggefallen“, betont Gruber. In bestimmten Fällen erkläre man den Kunden auch das neue Flexi-Rate-System noch einmal im Detail. Oft stelle sich dann heraus, dass dieses für den Kunden günstiger ist als das alte Ticket. Voraussetzung sei natürlich ein Zugang zum neuen Online-Ticketshop. Wer hier sein Einzelticket kauft, muss auch nicht den Fahrerzuschlag von 60 Cent bezahlen – der Grund für den Preisunterschied, der eingangs von einem Kunden kritisiert wurde.

Aus einem wesentlichen Beweggrund für die Reform macht Gruber außerdem gar kein Geheimnis: „Wir wollen unsere Kunden dazu bringen, nicht mit dem Auto zu fahren und unser Jahreskarten-Angebot anzunehmen.“

Verwandte Themen