Neuseeland-Terror - Attentäter war auch in Slowenien
Ljubljana/Christchurch (APA) - Der mutmaßliche Christchurch-Attentärer Brenton Tarrant war während einer Europareise im Jahr 2016 auch in Sl...
Ljubljana/Christchurch (APA) - Der mutmaßliche Christchurch-Attentärer Brenton Tarrant war während einer Europareise im Jahr 2016 auch in Slowenien, wo es einen Identitären-Ableger mit regen Kontakten nach Österreich gibt. Im Fall von Identitären-Sprecher Martin Sellner habe es aber keine Ermittlungsersuchen an slowenische Behörden gegeben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher, am Freitag der APA.
Man ermittle in alle Richtungen, kommentierte Bacher einen Bericht der slowenischen Wochenzeitung „Mladina“, wonach auch die Kontakte Sellners zu slowenischen Staatsbürgern geprüft würden. Von der slowenischen Polizei hieß es, man habe keine Informationen darüber, dass österreichische Behörden auch gegen slowenische Identitären-Anhänger ermitteln würden. Auch sonst werden laut Polizei in Slowenien keine Verfahren gegen Identitäre geführt.
Nach slowenischen Polizeierkenntnissen landete Tarrant Mitte April 2016 in einem Flugzeug aus Istanbul auf dem Laibacher Flughafen. Von da an gebe es keine Spuren über seinen Aufenthalt im Land. Es gebe keine Informationen, wie lange er sich in Slowenien aufgehalten habe und ob er in einem Hotel abgestiegen ist. Die Gästedaten würden nämlich nicht lange genug aufbewahrt.
Hingegen haben kroatische Behörden mehr Informationen über Tarrant, der sich im Dezember 2016 und Jänner 2017 dort aufgehalten hat. Laut Medien soll er Ende 2016 mit dem Flugzeug nach Zagreb angekommen und in einem Hotel in Zagreb abgestiegen sein. Zwei Tage später verließ er Kroatien am Grenzübergang Bajakovo in Richtung Serbien. Anfang Jänner soll er mit dem Flugzeug nach Zagreb zurückgekehrt sein und während seines Aufenthalts auch die Küstenstädte Porec, Zadar, Sibenik und Dubrovnik besucht haben. Aus Kroatien flog er laut Medien wieder zurück nach Australien.
Der slowenische Zweig der Identitären Bewegung zählt nach Angaben von „Mladina“ rund 100 Mitglieder, die allerdings anders als ihre europäische Kollegen Medienauftritte meiden. Die slowenischen Identitären haben sich klar hinter Sellner gestellt, nachdem dieser wegen einer Spende des mutmaßlichen Christchurch-Attentäters in Fokus der Ermittler geriet. „Die ganze slowenische Niederlassung von Identitäre Generation steht aufrecht und fest hinter dem österreichischen Kampfgefährten Martin Sellner“, schrieben sie auf ihrer Internetseite.
Obwohl die Identitären ihre Unabhängigkeit von politischen Parteien betonen, sind die Sympathien zu Rechtsparteien wie der ÖVP-Schwesterpartei SDS (Slowenische Demokratische Partei) von Ex-Premier Janez Jansa unübersehbar. So retweetete der SDS-Parlamentsabgeordnete Zan Mahnic erst am Mittwoch einen Tweet von IBÖ-Chef Sellner, in dem dieser SDS-Chef Jansa als „Ehrenmann“ bezeichnet hatte.
Die österreichischen Identitären sind wegen einer Spende in Höhe von 1.500 Euro durch den mutmaßlichen Attentäter von Christchurch ins Visier der österreichischen Justiz und Politik geraten. Tarrant soll auch anderen Identitären-Ablegern in Europa gespendet haben. Anfang Dezember 2018 hielt er sich nach heimischen Polizeierkenntnissen mehrere Tage lang in Österreich auf. Hinweise auf über die Spende hinausgehende Kontakte zwischen ihm und Identitären gibt es bisher nicht. Der 28-Jährige ermordete am 15. März in zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch fünfzig Muslime.