Vormarsch von Haftar-Truppen auf Tripolis vorerst gestoppt
Tripolis (APA/AFP) - Der Vormarsch von Truppen des abtrünnigen libyschen Generals Khalifa Haftar auf die Hauptstadt Tripolis ist offenbar vo...
Tripolis (APA/AFP) - Der Vormarsch von Truppen des abtrünnigen libyschen Generals Khalifa Haftar auf die Hauptstadt Tripolis ist offenbar vorerst gestoppt worden. Eine regierungstreue Miliz aus der Stadt Sawija habe Haftars Einheiten in der Nacht auf Freitag nach einem „kurzen Feuergefecht“ von einem wichtigen Kontrollpunkt westlich von Tripolis zurückgedrängt, verlautete aus Sicherheitskreisen in Tripolis.
Haftar hatte seiner sogenannten Libyschen Nationalen Armee (LNA) befohlen, auf die Hauptstadt vorzurücken. Die Ankündigung löste international Besorgnis aus. Die Straßensperre liegt nur 27 Kilometer vor Tripolis, wo die international anerkannte Einheitsregierung ihren Sitz hat. Einem AFP-Reporter zufolge floss der Verkehr dort am Freitagmorgen wieder normal.
Die LNA-Einheiten hatten am Donnerstag an dem Checkpoint mit mindestens 15 Pickups mit Luftabwehrgeschützen und dutzenden Männern in Militäruniformen Stellung bezogen. Die meisten Kämpfer gehörten zu einer Miliz der weiter westlich gelegenen Stadt Sabratha.
Dutzende von ihnen wurden festgenommen und ihre Fahrzeuge beschlagnahmt, wie Sicherheitskreise mitteilten. Die regierungstreue Tripolis Protection Force erklärte, ihre Kämpfer seien an der Wiedereroberung des Kontrollpunktes beteiligt gewesen.
Das Auswärtige Amt in Berlin drückte seine „große Sorge“ über die Entwicklungen in Libyen aus. Deutschland habe daher „als Vorsitz des Sicherheitsrats für heute eine Dringlichkeitssitzung einberufen“, erklärte das Außenministerium im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Eine militärische Eskalation verhindert die Suche nach dauerhaften Lösungen“, hieß es. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, Deutschland „fordert die Verantwortlichen auf, militärische Operationen sofort zu stoppen“.
Der UN-Sicherheitsrat in New York sollte am Freitag (20.30 Uhr MESZ) hinter verschlossenen Türen über die Lage in dem nordafrikanischen Krisenstaat diskutieren.
Russland warnte vor einem „erneuten Blutvergießen“ in Libyen. Die Situation müsse mit „friedlichen politischen Mitteln“ geklärt werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Eine militärische Intervention Russlands schloss er aus.
Zuvor hatten bereits die USA, Frankreich, Italien, Großbritannien und die Vereinigten Arabischen Emirate vor einer militärischen Eskalation gewarnt und mit Konsequenzen gedroht. „Unsere Regierungen sind gegen jede militärische Aktion in Libyen und werden jedwede libysche Fraktion zur Rechenschaft ziehen, die weiteren Konflikt hervorruft“, hieß es in einer Erklärung.
Haftar ist der starke Mann im Osten Libyens und unterstützt mit seinen Truppen eine dort angesiedelte Gegenregierung zu der von Fayez al-Sarraj geführten Einheitsregierung. Am Donnerstag befahl der General seinen Truppen, in Richtung der im Westen des Landes gelegenen Hauptstadt Tripolis vorzurücken. Er versprach, Zivilisten, die „Institutionen des Staates“ und Ausländer würden verschont.
Eigentlich ist für Mitte April in der libyschen Oasenstadt Gadames eine Konferenz unter Vermittlung der UNO geplant, bei der nach einer politischen Lösung für das Krisenland gesucht werden soll. Der libysche Analyst Emad Badi sagte, mit dem Vormarsch seiner Truppen wolle Haftar womöglich seine Verhandlungsposition stärken.
Seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in dem nordafrikanischen Land Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Zahlreiche Milizen haben sich im Land ausgebreitet und sind auf verschiedene Weise mit der Einheitsregierung in Tripolis oder der Gegenregierung im Osten verbündet.