Rauschhaftes Konzert der Grazer Philharmoniker unter Oksana Lyniv

Graz (APA) - Mit Max Bruchs erstem Violinkonzert und Gustav Mahlers Symphonie Nr. 5 hat der Grazer Musikverein am Montag auf zwei bewährte P...

Graz (APA) - Mit Max Bruchs erstem Violinkonzert und Gustav Mahlers Symphonie Nr. 5 hat der Grazer Musikverein am Montag auf zwei bewährte Publikumsmagneten gesetzt. Der Abend war ein seliges Baden in rauschhaften Klängen, die Dirigentin Oksana Lyniv immer wieder zähmte, formte und dann umso gewaltiger losließ. Emmanuel Tjeknavorian zeigte eine frische, höchst unsentimentale Interpretation des Violinkonzerts.

Das Violinkonzert Nr. 1 von Bruch gibt es in unzähligen Aufnahmen, von Stars, Profis, Amateuren oder auch Cross-over-Künstlern, technisch ausgereifte neueste Einspielungen oder auch knisternd-knackende historische, die Auswahl ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Der junge Shooting-Star Emmanuel Tjeknavorian ging mit seiner Stradivari unbefangen, aber keineswegs unbesonnen bei seinem Debüt im Musikverein zu Werk.

Unterstützt vom gleich zu Beginn dramatisch auftrumpfenden Orchester, wirkte seine Spielweise fast trotzig und fernab süßlichen Kitsches, der diesem Werk leider immer wieder anhaftet. In den ruhigeren Passagen war sein Spiel von ausgewogener Sanftheit, niemals langweilig, technisch immer fein ausbalanciert. Der Jubel war groß, die Zugabe mit „Alle meine Entchen“ bewies den schrägen Humor des Solisten.

Nach der Pause schöpfte die Chefdirigentin der Grazer Oper so richtig aus dem Vollen. Schon die ersten Takte ließ Oksana Lyniv geradezu explodieren, es wirkte, als ließen sich die Emotionen schon zu Beginn nicht bändigen. Ein derart lebendiger Trauermarsch ist selten zu hören, auch wenn die düsteren Einbrüche davon zeugten, dass hier ein ernstes Ereignis beschrieben wird. Lyniv spannte große Bögen, führt die ländliche Idylle ebenso klar aus wie die Tänze, die oft fast flirrend vorbeiziehen.

Das Adagietto - einem großen Publikum bekannt geworden durch die Thomas-Mann-Verfilmung von „Tod in Venedig“ - erklang in all seiner traurigen Schönheit, wobei die Grazer Philharmoniker hier vielleicht zu Höchstform aufliefen. Die strenge Melancholie wurde nicht verklärt, fein abgestufte Nuancen ließen diesen Satz seine volle Schönheit zeigen.

Der wilde Tanz zum Abgrund einer musikalischen Epoche endete ebenso schlagkräftig, wie er begann, und ließ ein begeistertes Publikum zurück. Von Oksana Lyniv würde man gern noch mehr Mahler hören.

(S E R V I C E - www.musikverein.at)

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