Erfinder und Ideenblitze: Dusche auf Zuruf, Fahrradweste mit Blinker
Warum hat es den Regenschirm mit Beleuchtung nicht schon längst gegeben? Oder die Parkbank, die nie nass wird? Und wer braucht ein Computerprogramm, das in fünf Minuten messen will, wie clever man ist?
Genf - So ein Ärger, auf dem Spaziergang eine Bank anzusteuern und dann festzustellen, dass sie nass oder mit Vogelkot verdreckt ist. Unter dem Schirm ist's kalt und dunkel, und dann muss man noch nach dem Hausschlüssel suchen. Für solche Probleme des Alltags haben Erfinder Lösungen parat. Auf der Erfindermesse in Genf zeigen 800 Kreative, wie das Leben einfacher werden kann.
Michael Könker, Maurer und Fliesenleger aus Bünde in Westfalen, ist diesmal mit seiner Wendebank dabei. "Ich gehe oft mit meinem Hund spazieren und habe mich immer geärgert, wenn ich mich irgendwo setzen wollte und die Parkbank war nass oder verdreckt", sagt er. "So kam ich auf die Wendebank, es war wie ein Ideenblitz." Könker entwickelte die Wendebank, bei der sich Sitzfläche und Rückenlehne automatisch nach unten drehen, wenn niemand draufsitzt. Wer Rast machen will, kann Sitz und Lehne einfach hochklappen. "Die Bank für die Ewigkeit", sagt Könker (49), der in Bünde schon ein Exemplar vor dem Ärztehaus installiert hat. Er sucht nun Lizenznehmer in aller Welt.
Gürtel mit Airbag
Pierre Cretin aus Genf arbeitet im Krankentransport. "Wie oft haben wir betagte Patienten mit Oberschenkelhalsbruch, die gestürzt sind", sagt der Schweizer. Mit zwei Kollegen entwickelte er einen Gürtel mit Airbag für Menschen mit Sturzrisiko. Darin sind Sensoren, die innerhalb von 70 Millisekunden einen Sturz erkennen und die Luftkissen dann automatisch aufblasen. "Die Aufprallkräfte werden beim Knochen dadurch um ein Zehnfaches gemindert", sagt er. Der Gürtel ist leicht und hat einen einfachen Klickverschluss.
Für Reinhold Kett (64) aus dem Landkreis Dachau bei München war Sohn Nathan (9) die Inspiration. Als der Junge in der Schule den Fahrradführerschein machte, kam Kett auf die Idee einer smarten Warnweste. Seine Kreation hat ein Bremslicht und Blinker rechts und links, die der Radfahrer am Fahrradgriff mit den Fingern bedienen kann. Die Energie kommt aus Solarpanels. Die Steuerung sei abnehmbar und somit auch für Skateboarder geeignet.
Mulitfunktionaler Regenschirm
Der Elektroingenieur startete seine Erfinderkarriere mit 14 Jahren, als er bei "Jugend forscht" gewann, wie er erzählt. Er sei weltweit unterwegs gewesen und habe nebenbei erfunden, zum Beispiel einen Luftballon mit Beleuchtung, der aber nicht mehr in der Produktion sei. Nathan sei auch schon Erfinder: Er baue eigene Roboter, sagt Kett.
Die Studenten der Taipei-City-Universität in Taiwan haben einen Regenschirm wahlweise mit Beleuchtung, mit Wärmestrahler oder mit Ventilator entwickelt, um in warmen Ländern beim Regen cool zu bleiben. Er lädt sich mit Solarstreifen auf, und im Schirmstock ist zusätzlich eine USB-Steckdose. Ihre Kommilitonen zeigen in einer Plastikbadewanne eine Dusche, die auf Zuruf - chinesisch oder englisch - angeht, den Strahl verändert und sich ausschaltet. "Hilfreich, wenn man ein Baby in der Hand hat, oder auch für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit", erklären die Erfinder.
Timo Horl (31) aus Freiburg hat eine Erfindung seines Vaters aus den 90er Jahren hervorgekramt und weiterentwickelt: einen Rollschleifer mit Haltebrett, das automatisch den perfekten Schleifwinkel erzeugt. Das Messer hält dank Magneten daran, den Rollschleifer bewegt man auf der anderen Seite mit einer Diamantschleifscheibe an der Klinge entlang. "Alles im Schwarzwald hergestellt" sagt er.
Vermessung mit Elektroimpulsen
Wer eine Welt sucht, in der Computer und Algorithmen Menschen bewerten, der ist bei Psychologe Dumitru Grigore aus Rumänien richtig. Wer die Hände auf seinen Computer legt, wird mit Elektroimpulsen vermessen. Innerhalb von fünf Minuten gebe es ein komplettes psychologisches Profil, sagt er. Intelligenz, räumliches Denken, Kommunikationsfähigkeit, mathematische Fähigkeiten - alles unter den rund 60 Merkmalen, die er bewerten könne.
Das System habe dank künstlicher Intelligenz mit 10.000 Testpersonen gelernt. "Das wäre doch bei Bewerbungsgesprächen interessant", sagt er. Oder für die Armee. In Rumänien habe er schon einen Preis gewonnen für das innovativste Produkt für die nationale Verteidigung, sagt er. (dpa)