Der Parade-Octavian: Altistin Hertha Töpper wird 95
Wien (APA) - Schon mit dreieinhalb Jahren bekam Hertha Töpper von ihrem Vater, einem Musikpädagogen, eine kleine Geige geschenkt. Noten konn...
Wien (APA) - Schon mit dreieinhalb Jahren bekam Hertha Töpper von ihrem Vater, einem Musikpädagogen, eine kleine Geige geschenkt. Noten konnte sie früher lesen als Buchstaben. Die österreichische Kammersängerin, die als eine der bedeutendsten Altistinnen der Nachkriegszeit gilt, war schon von frühester Kindheit an „von der Musik gepackt“. Am Freitag feiert die in München lebende Grazerin 95. Geburtstag.
Geboren wurde Töpper am 19. April 1924 in der steirischen Landeshauptstadt. Nach dem dortigen Gesangsstudium, begann die Frau mit dem tiefen Timbre ihre Bühnenlaufbahn als Altistin 1945 am Grazer Stadttheater, wo sie nach kurzer Zeit als Ulrika in Verdis „Maskenball“ ihre erste Hauptpartie sang. Sie gehörte dem Haus bis 1951 an. Nach den Anfangsjahren kam die Sängerin, die von ihrem späteren Ehemann, dem 1994 verstorbenen Musikwissenschafter und Komponisten Franz Mixa, ausgebildet wurde, 1952 an die Bayerische Staatsoper.
Töpper sang 1958 bei der Wiedereröffnung des Cuvilliestheaters in München den Cherubino in Mozarts „Le Nozze di Figaro“ und 1963 bei der Wiedereröffnung des Nationaltheaters „Eine Stimme von oben“ in Strauss‘ „Die Frau ohne Schatten“ und den Octavian. München blieb Töpper ungeachtet einer internationalen Karriere bis zu ihrem Abschied von der Bühne 1980 eng verbunden.
Zugleich reüssierte die Sängerin aber weltweit. Bei den ersten Wagner-Festspielen in Bayreuth war sie 1951 im „Ring“ zu hören und wurde später unter anderem auch als Brangäne verpflichtet. Auch bei den Salzburger Festspielen wirkte sie mit und war 21 Mal an der Wiener Staatsoper zu erleben.
In ihrer knapp 40-jährigen Bühnenlaufbahn hat Töpper-Mixa alle großen Alt- und Mezzopartien gesungen und wirkte 1957 auch bei der Uraufführung der Hindemith-Oper „Die Harmonie der Welt“ mit. Zu ihren großen Rollen gehörten unter anderem auch die Carmen, vor allem aber der Octavian im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss. Diese Partie sang sie 1965 vor Königin Elizabeth II. bei deren Staatsbesuch im Münchner Nationaltheater sowie im Covent Garden und an der New Yorker Met.
Auch als Konzert- und Oratoriensängerin feierte die stilprägende Interpretin Erfolge. Dabei machte sich Töpper-Mixa als Bach-Spezialistin einen Namen. Zugleich gab die Grazerin ihr Wissen und Können auch an die jüngere Generation weiter. So war sie von 1971 bis 1981 an der Münchner Musikhochschule Professorin für Gesang.
Und all dies blieb nicht ungewürdigt. Bereits 1955 zur bayerischen Kammersängerin ernannt, folgten unter anderem der Joseph-Marx-Musikpreis des Landes Steiermark 1985, drei Jahre später das Große Goldene Ehrenkreuz des Landes Steiermark und 2009 die Meistersinger-Medaille der Bayerischen Staatsoper.