Wild-Abschusszahlen in Kufstein: Hundert Prozent sind nicht genug
Die Abschusszahlen für die heurige Jagdsaison wurden wegen Waldschäden durch das Wild noch einmal kräftig angehoben. Die Kufsteiner Bezirkshauptmannschaft will Futterstellen per Bescheid durchsetzen.
Von Wolfgang Otter
Kufstein –Es reicht noch immer nicht. Nachdem die Jäger im Bezirk Kufstein auf ein anstrengendes Jagdjahr zurückblicken, bei dem die geforderten Abgangszahlen (Abschuss und natürlicher Abgang) beim Rotwild sogar mit 106 Prozent, beim Rehwild mit 103 Prozent mehr als erfüllt und beim Gamswild fast erreicht wurden (96 Prozent), kommt es nun noch dicker. In der kommenden Jagdsaison schraubt die Bezirkshauptmannschaft die Anforderungen noch einmal nach oben.
Laut Bezirkshauptmann Christoph Platzgummer werden die Zahlen beim Rotwild um elf Prozent, beim Rehwild um fünf Prozent und beim Gamswild um ein Prozent höher angesetzt. In Summe heißt das, dass beim Rotwild 993 Stück (im Vorjahr 894), beim Rehwild 2910 Stück (2780) und bei den Gämsen 786 Stück (779) Mindestabschuss vorgeschrieben werden, wie der zuständige BH-Referatsleiter Anton Schlemaier erklärt. Wobei man bemüht sei, „eine Zahl vorzugeben, die von der Jägerschaft erfüllt werden kann. Wir haben bereits die höchste Abschusserfüllung auf 100 Hektar Lebensraum aller Tiroler Bezirke.“
Trotzdem müssen die Jäger noch einmal mehr Munition einkaufen und um fünf Prozent mehr Schalenwild erlegen. Auslöser für dieses Vorgehen sind teils massive Wildschäden in manchen Revieren, die bereits bei der Trophäenschau der Jäger vor Wochen im Zentrum der Diskussionen standen. Der Leiter der Bezirksforstinspektion, Hans-Peter Schroll, hatte die Schadenssituation in manchen Bereichen, gerade in Wildschönau, sogar als existenzgefährdend für die betroffenen Landwirte eingestuft. Trotz der neuerlich angehobenen Abschusszahlen, konnte laut Lamprecht „in manchen Revieren keine Einigung zwischen Forst und Jäger zusammengebracht werden – erstmals“, bedauert der Weidmann. Nur sei in manchen Gebieten aus Sicht der Jäger der Plafond erreicht. „Mehr ist nicht mehr zu schaffen. Es macht keinen Sinn, Zahlen vorzuschreiben, die nicht zu erreichen sind. Das ist demotivierend.“ Der Bezirksjägermeister attestiert dem Forst, auch „immer empfindlicher“ zu werden.
Dabei seien die Abschusszahlen seit 2010 stetig gestiegen. Vor neun Jahren wurde ein Abgang von 3869 Stück gezählt. Im Vorjahr waren es 4737 Stück. Aber bei der Jägerschaft räumt man ein, dass es Problemgebiete gebe. Meistens dort, wo nicht gefüttert wird. „Wo gut gefüttert wird, haben wir keine großen Probleme“, sagt Schlemaier.
Bestes Beispiel sei das Gemeindegebiet von Wildschönau. Gewissermaßen das Krisengebiet des vergangenen Winters. „Hier gibt es keine einzige genehmigte Wildfütterung“, erklärt Schlemaier. Es seien zwar angesichts des harten Winters Notmaßnahmen vorgeschrieben worden, aber das sei zu spät gewesen. „Die Tiere haben die Stellen nicht gekannt“, sagt Bezirksjägermeister Lamprecht. „Aber Fütterung ist nicht gleich Fütterung, da muss alles passen“, fügt Platzgummer an. „Das ist auch nicht wie im Kuhstall. Es reicht nicht, Heu hinzulegen und die Tiere fressen es. Es ist ein Gewöhnungsprozess des Wildes notwendig und der dauert.“ Außerdem müsse die Qualität des Futters gut sein. „Und die Tiere brauchen dort Ruhe“, betont Lamprecht. Daher wären deklarierte Ruhegebiete im Winter wichtig. Auf alle Fälle will die Bezirkshauptmannschaft das Thema aktiv angehen. Die Fütterung ist bei Grundbesitzern nicht immer gerne gesehen. Sollte keine Einigung erzielt werden, will sie die Behörde auch per Bescheid durchdrücken.
Zumindest geht der Jägerschaft der Nachwuchs nicht aus. „Aufgrund der hervorragenden Arbeit bei der Ausbildung haben von 67 zur Jägerprüfung Angetretenen 64 bestanden“, sagt Platzgummer, darunter 20 Frauen. Auch ein Inder ist Absolvent, obwohl er, wie man hört, Vegetarier sei.