Top-Banken der USA und Europa mit höchsten Gewinnen seit Finanzkrise
Wien (APA) - Die führenden Banken in den USA und in Europa haben 2018 die höchsten Gewinne seit der Finanzkrise verzeichnet. Mit verantwortl...
Wien (APA) - Die führenden Banken in den USA und in Europa haben 2018 die höchsten Gewinne seit der Finanzkrise verzeichnet. Mit verantwortlich für das starke Gewinnplus der US-Banken waren laut neuer EY-Studie Sondereffekte der US-Steuerreform, aber auch die boomende US-Wirtschaft und ein reger M&A-Markt, der das Investmentbanking belebte. Europas Banken blieben beim Gewinnanstieg zurück.
Die gute Nachricht sei, dass Europas Top-Banken voriges Jahr trotz eines schwierigen Umfelds deutlich höhere Gewinne erwirtschafteten als 2017, so Armin Schmitt, Leiter des Bereichs Financial Services Advisory und Partner bei EY Österreich: „Nach wie vor spielen die US-Institute beim Gewinn aber in einer anderen Liga.“
Die gemessen an der Bilanzsumme zehn größten US-Institute steigerten 2018 ihren Nachsteuergewinn um 88 Prozent auf umgerechnet 138 Mrd. Euro, bei den Top-10-Banken Europas betrug der Zuwachs lediglich 35 Prozent auf 52 Mrd. Euro. Dennoch lag der Gesamtgewinn auf beiden Seiten des Atlantik auf dem höchsten Niveau seit der Finanzkrise.
Während in den USA immerhin fünf Institute einen Nachsteuergewinn von umgerechnet über 10 Mrd. Euro vorwiesen, gelang dies in Europa nur einem Institut, der britischen HSBC, die knapp 12 Mrd. Euro verdiente. Das gewinnstärkste Institut unter den 20 analysierten Banken war die US-Großbank JPMorgan Chase mit 28 Mrd. Euro Gewinn nach Steuern. Das einzige deutsche Geldhaus unter Europas Top Ten, die Deutsche Bank, kam unter dem Strich gerade einmal auf 267 Mio. Euro - überhaupt der erste Gewinn seit dem Jahr 2014.
Die Geldinstitute in Europa spürten nach wie vor kräftigen Gegenwind, vor allem die Banken im Euroraum: „Sie leiden unter der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und müssen sogar hohe Strafzinsen auf Einlagen zahlen“, so EY-Experte Schmitt. Eine schwächelnde Konjunktur bremse zusätzlich das Geschäft. Auch würden viele Institute noch immer unter Altlasten der Finanzkrise leiden.
Die US-Regierung hatte den Banken nach der Finanzkrise 2007/08 zwangsweise Staatsgeld verordnet - und sorgte so nach Ansicht vieler Experten dafür, dass sich die dortige Finanzbranche deutlich schneller erholte. Unterm Strich stehen die US-Banken laut dem Beratungsunternehmen EY mit einer deutlich höheren Profitabilität und einer besseren Eigenkapitalausstattung derzeit deutlich besser da als die europäischen Institute.
EY geht davon aus, dass sich das Umfeld für Europas Banken heuer nicht grundlegend verbessern wird: „Ein Ende der Niedrigzinsphase ist immer noch nicht absehbar, viele Banken erwirtschaften im Zinsgeschäft kaum noch oder gar keine Gewinne“, sagt Schmitt. Und während die US-Bankenregulierung gelockert werde, nehme die Intensität der Regulierung in Europa immer weiter zu, mit negativen Folgen für zahlreiche Geschäftsbereiche der Banken, betont der Berater. Zudem drohten die Unwägbarkeiten des Brexit die Wirtschaft zu lähmen. In der europäischen Bankenlandschaft sei weiterhin Sparen und Konsolidieren angesagt. Die Folge: In den meisten Instituten werde der Rotstift angesetzt. „Wir werden fortlaufend Stellenstreichungen und Filialschließungen sehen“, prognostiziert der EY-Experte.