Afghanistan: Truppen töteten erstmals mehr Zivilisten als die Taliban
Kabul (APA/AFP) - Zum ersten Mal seit Erfassung der Daten sind in Afghanistan mehr Zivilisten durch Truppen der USA und ihrer Verbündeten ge...
Kabul (APA/AFP) - Zum ersten Mal seit Erfassung der Daten sind in Afghanistan mehr Zivilisten durch Truppen der USA und ihrer Verbündeten getötet wurden als durch die Taliban und andere Rebellengruppen. Während der ersten drei Monate dieses Jahres seien internationale und regierungstreue Truppen für den Tod von 305 Zivilisten verantwortlich gewesen, erklärte die UN-Mission in Afghanistan (UNA) am Mittwoch.
Aufständische töteten demnach im selben Zeitraum 227 Menschen.
Die meisten Tötungen erfolgten laut UNAMA durch Luftangriffe oder Suchaktionen am Boden. Die von den USA unterstützten afghanischen Truppen schienen dabei in einem rechtsfreien Raum zu agieren, konstatiert die Organisation in ihrem Bericht.
Seit US-Präsident Donald Trump im Jahr 2017 die Bombardierung von Positionen der Taliban durch US-Kampfflugzeuge erleichterte, erhöhte das US-Militär den Einsatztakt.
Der jüngste Bericht zeigt jedoch auch, dass die Zahl der zivilen Opfer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt um 23 Prozent gesunken ist. Demnach dokumentierte UNAMA im ersten Quartal 1.773 zivile Opfer, darunter 581 Tote und 1.192 Verletzte. Das sind die niedrigsten Zahlen in den ersten drei Monaten seit 2013.
Grund für die niedrigeren Zahlen ist laut UNAMA vor allem der Rückgang an Selbstmordanschlägen. Ob dies am harten Winter liegt oder eine Strategie der Taliban während der laufenden Friedensgespräche ist, bleibt unklar.
UNAMA erfasst seit 2009 Daten zu zivilen Opfern im Afghanistan-Krieg. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl ziviler Opfer in Afghanistan einen neuen Höchststand erreicht. 2018 wurden bei Anschlägen und Gefechten 3.804 Zivilisten getötet und 7.189 weitere verletzt. Das waren elf Prozent mehr als 2017.