Borkenkäfer-Alarm im Außerferner Schutzwald
Sturm, Schneelast und Lawinen haben in den Außerferner Wäldern viel Schadholz verursacht. Jetzt heißt es für die Waldbesitzer schnell sein, um die Massenvermehrung des Fichtenborkenkäfers zu verhindern.
Von Simone Tschol
Außerfern –„Der Wald hat in den letzten Jahren stark gelitten.“ Der Leiter der Bezirksforstinspektion, Josef Walch, findet zum Zustand des Außerferner Waldes klare Worte. 50 Prozent des Bezirks sind bewaldet. Zwei Drittel davon sind Schutzwald, drei Viertel aller Bäume Fichten.
Besonders hart traf es das Außerfern 2015. Vier starke Stürme fegten über den Bezirk hinweg und hinterließen rund 100.000 Festmeter Schadholz. Damit nicht genug, fand der Borkenkäfer darin seinen Garten Eden.
„Der Fichtenborkenkäfer, auch ,Buchdrucker‘ genannt, ist ein Sekundärschädling. Das heißt, er geht vor allem auf kranke und beschädigte Bäume. Und davon haben wir genug – sei es durch Schneebrüche, Lawinen oder Windwürfe“, weiß Walch und fügt besorgt hinzu: „Die Käferentwicklung geht umso schneller, je wärmer es ist. Mehrere Tage hintereinander über 18 Grad, und schon sind sie wieder aktiv.“
Der Forstschädling vermehrt sich rasant. Ein Borkenkäferpaar produziert 400 bis 500 Nachkommen. In der dritten Generation sind es dann schon eine halbe Million. Walch: „Ein gesunder Baum wehrt sich, indem er die einbohrenden Käfer mit Pech verklebt. Aber bei hohem Populationsdruck, wenn 100.000 Käfer kommen, haben auch gesunde Fichten keine Chance mehr.“ Trockenheit, wie im Jahrhundertsommer 2018, begünstigt die Massenvermehrung. Die natürliche Abwehr wird durch Trockenstress geschwächt. Auch heuer werde deshalb alles daran gesetzt, Schadholz schnell aufzuarbeiten und aus dem Wald zu entfernen, um einer weiteren Massenvermehrung der Borkenkäfer entgegenzuwirken. Die rechtlichen Grundlagen dafür seien geschaffen. Walch: „Im Forstgesetz gibt es sehr strenge Bestimmungen zur Käferbekämpfung. Zudem wurde für 2018 und 2019 eine Verordnung erlassen, die ein schnelleres Reagieren ermöglicht – auch gegen den Willen des Waldbesitzers.“ Walch: „Wir haben sie aber bisher nicht gebraucht. Die Waldbesitzer haben super mitgearbeitet.“
Ausläufer jenes Sturms, der Ende Oktober 2018 im Süden immense Schäden angerichtet hat, haben auch das Außerfern gestreift und dabei 25.000 bis 30.000 Festmeter Schadholz „produziert“. Walch: „Was gegangen ist, haben wir im Herbst noch aufgeräumt. Das Holz in höheren Lagen kommt jetzt dran.“ Und es liegt viel bruttaugliches Schadholz in den Wäldern. Walch: „Wir haben einiges an Schneebruch und auch Lawinen haben Schaden angerichtet.“ Ereignisse, die aufgrund der großen Schneemengen zwar vorhersehbar waren, „aber irgendwie auch nicht“, meint Walch und erklärt: „Viele Lawinen, mit denen man gerechnet hat, sind gar nicht abgegangen. Andere wiederum, die nur selten kommen, sehr wohl.“ Die Lawinenschäden seien eine besondere Herausforderung. Walch: „Dieses Schadholz apert nur langsam aus. Aber dann sollte alles ganz schnell gehen.“
Das Frühjahr bringe jedenfalls sehr viel Arbeit mit sich. Die komplett abgesackten Holzpreise seien auch nicht gerade motivierend: „Teils ist nicht mal kostendeckendes Arbeiten möglich“, sagt Walch. Eine Prognose wagt der Leiter der Bezirksforstinspektion nicht, nur so viel: „Ich blicke sorgenvoll voraus. Vor allem der Klimawandel beunruhigt mich.“ Stürme häufen sich, die Niederschläge würden sich auf Herbst, Winter und Frühjahr verteilen und dafür im Sommer ausbleiben, und die Intensität der Extremereignisse nehme ebenfalls zu. Kleine Gewitterzellen brächten oft unverhältnismäßig hohe Niederschlagsmengen mit sich. Walch bleibt trotz allem erwartungsvoll: „Ich hoffe, dass die Waldbesitzer heuer wieder so gut arbeiten wie letztes Jahr.“
Auch die Jagd nimmt Walch an dieser Stelle in die Pflicht. „Wir müssen große Schadholzflächen wieder aufforsten und den Mischbaumanteil erhöhen.“ Die Zusammenarbeit mit der Jagd habe sich in den letzten Jahren verbessert, „es gibt aber ein Verbissproblem bei den Mischbaumarten“.
Bei den Laubhölzern gibt es bereits größere Flächen, die gut nachwachsen. „In der Zukunft braucht es Tiefwurzler wie die Tanne, die Stabilität geben und gegen die Trockenheit im Sommer resistent sind“, meint Walch.
Einziger Haken: Die Tanne hat es besonders schwer, aufzukommen. Sie gilt vor allem bei Reh und Gams als Leckerbissen.