Die Frau vom Piano - Neuseeländische Regisseurin Jane Campion wird 65

Sydney/Wellington (APA/dpa) - Ihr größter Triumph liegt schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurück: Mit „Das Piano“ holte die neuseeländis...

Sydney/Wellington (APA/dpa) - Ihr größter Triumph liegt schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurück: Mit „Das Piano“ holte die neuseeländische Filmemacherin Jane Campion im Mai 1993 in Cannes die wohl wichtigste Auszeichnung des europäischen Kinos und später noch drei Oscars. Bis heute ist sie die einzige Frau, die jemals die Goldene Palme gewann. Am kommenden Dienstag (30. April) wird Campion 65 Jahre alt.

„Das Piano“ ist ein Melodram um eine stumme schottische Einwandererin im Neuseeland des 19. Jahrhunderts. In der berühmtesten Szene spielt die Frau am Strand von Karekare Beach an Neuseelands Westküste Klavier. Noch heute pilgern Touristen dorthin.

Dass sich Campion die Palme damals mit dem Chinesen Chen Kaige („Lebewohl, meine Konkubine“) teilen musste, ist fast vergessen. Und dass auf den größten Triumph die größte Tragödie ihres Lebens folgte auch. Einen Monat später starb ihr Sohn Jasper. Er wurde nur zwölf Tage alt. Im „Guardian“ erinnerte sie sich: „Der Erfolg hat mich nie voll getroffen. Ich habe ein Jahr lang getrauert. Ich habe um meine Existenz gekämpft.“ Dann bekam sie eine Tochter: Alice Englert, die heute Schauspielerin („Beautiful Creatures“) ist.

Das liegt so in der Familie: Jane Campions eigene Mutter war eine von Neuseelands bekanntesten Schauspielerinnen, der Vater ein erfolgreicher Theater- und Opernregisseur. Sie selbst studierte in London und Sydney Kunst und Film. Noch als Studentin wurde sie 1982 in Cannes für ihren ersten Kurzfilm „Orangenschalen“ausgezeichnet. Mit Filmen wie „Sweetie“ und „Ein Engel an meiner Tafel“ wurde sie schnell zu einer der bekanntesten Frauen im Autorenkino.

Den Erfolg von „Das Piano“ konnte sie im Kino dann allerdings nicht mehr wiederholen. Die Henry-James-Verfilmung „Portrait of a Lady“ mit Nicole Kidman und der Erotik-Thriller „In The Cut“ mit Meg Ryan fielen bei der Kritik durch und an den Kassen auch. Dann wurde es still um sie. „Ich habe mir ein paar Jahre Auszeit genommen, um darüber nachzudenken, wie ich die Dinge machen will. Und um meine Tochter groß werden zu lassen“, sagte sie später dazu.

Erst für die TV-Krimiserie „Top of the Lake“, von der es inzwischen zwei Staffeln mit zwölf Folgen gibt (2013/17), bekam Campion wieder viel Lob. Besonders begeisterte die Kritik die starken Frauenfiguren und die großartigen Landschaften. Die erste Staffel spielte in einem Kaff in Neuseeland, die zweite größtenteils in Sydney, wo Campion seit den 1980er Jahren lebt.