Raues Marktumfeld perlte an Credit Suisse ab

Zürich (APA/Reuters) - Die Credit Suisse ist überraschend gut ins neue Jahr gestartet. Trotz der Handelsflaute schaffte die zweitgrößte Schw...

Zürich (APA/Reuters) - Die Credit Suisse ist überraschend gut ins neue Jahr gestartet. Trotz der Handelsflaute schaffte die zweitgrößte Schweizer Bank einen Gewinnanstieg im ersten Quartal. Zu verdanken hat sie das vor allem dem Geschäft mit reichen Privatkunden, das ein Rekordergebnis einfuhr. Und auch das eingedampfte Handelsgeschäft lief besser als bei den großen Wall-Street-Häusern.

„Wir beginnen jetzt die Vorteile der Restrukturierung zu sehen, die wir in den vergangenen drei Jahren durchgemacht haben“, sagte Konzernchef Tidjane Thiam am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Der erste Quartalsbericht einer europäischen Großbank half zwar der Credit-Suisse-Aktie auf die Sprünge, nicht aber den Titeln der anderen Branchenvertreter wie UBS und Deutsche Bank.

Credit Suisse steigerte den Gewinn von Jänner bis März um acht Prozent auf 749 Mio. Franken (653 Mio. Euro). Mit dem besten Ergebnis seit Sommer 2015 übertraf die Bank auch die Analysten-Erwartungen, die Aktie legte um drei Prozent zu. Dabei war das Umfeld anspruchsvoll. Angesichts des Handelsstreits zwischen den USA und China sowie der Angst vor einer weltweiten Konjunktureintrübung verzichteten viele Anleger auf Transaktionen und entzogen den Banken damit Gebühreneinnahmen. Doch Credit Suisse konnte die Ertragseinbußen mit Kostensenkungen mehr als wettmachen. „Als Bank muss man in einem solchen Umfeld beweglich sein“, erklärte Thiam.

Seit seinem Amtsantritt 2015 sparte Thiam rund ein Fünftel der Ausgaben ein. Zudem wandelte er die stark vom Wertpapierhandel abhängige Bank zu einem Vermögensverwalter um und dämpfte damit den Einfluss der Finanzmärkte auf das Konzernergebnis. „Der ganze Zweck der Strategie ist es, in jedem Szenario Gewinn zu schreiben“, sagte der frühere Versicherungsmanager.

Vor allem in der Vermögensverwaltung lief es im Startquartal rund. Die Sparte International Wealth Management fuhr einen Vorsteuergewinn von 523 Mio. Franken ein. Die in den drei Vermögensverwaltungseinheiten verwalteten Kundengelder erreichten mit 786 Mrd. Franken ebenfalls einen Rekordstand. Thiam erklärte, eines der Erfolgsrezepte sei die enge Verzahnung des Vermögensverwaltungsgeschäfts mit dem Handel.

Im Handel verdienten die Schweizer zwar etwas weniger als in der Vorjahresperiode, konnten die Ertragseinbrüche der größeren US-Konkurrenten JP Morgan, Citigroup, Goldman Sachs, Bank of America und Morgan Stanley aber vermeiden. Thiam führte das auch darauf zurück, dass Credit Suisse in Nischen wie dem Aktienderivategeschäft stark ist. Der Erzkonkurrent UBS, eines des weltweit führenden Aktienhandelshäuser, hat im Auftaktquartal dagegen gelitten, wie Konzernchef Sergio Ermotti kürzlich warnte. Die UBS veröffentlicht ihre Geschäftszahlen am (morgigen) Donnerstag, am Freitag folgt dann die Deutsche Bank. Beim führenden deutschen Geldhaus dürften allerdings eher die Fusionsverhandlungen mit der Commerzbank im Zentrum des Interesses stehen als der Quartalsbericht.

Sowohl die Commerzbank wie auch die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS haben Interessenten angelockt. Nicht dazu gehört wohl Credit Suisse. „Unser Appetit für eine Übernahme einer Bank aus der Eurozone ist sehr begrenzt“, sagte Thiam. Die Schweiz und Märkte außerhalb Europas böten bessere Investitionsmöglichkeiten.

Credit Suisse wolle vor allem aus eigener Kraft wachsen. Die Aussichten für das zweite Quartal 2019 schätzte Thiam vorsichtig optimistisch ein. „Die positive Dynamik, die wir gegen Ende des ersten Quartals verzeichneten, setzte sich im April auf breiter Front fort.“ Thiam stellte auch eine Erholung des Geschäfts mit Firmenübernahmen sowie Aktien- und Anleihenemissionen in Aussicht, das zu Jahresbeginn rote Zahlen schrieb.

Der Ivorer erklärte, mit Rückenwind von den Märkten dürfte Credit Suisse auch das von Analysten als ambitioniert erachtete Ziel einer Eigenkapital-Rendite von zehn Prozent 2019 erreichen. Gemessen am gegenwärtigen Aktienkapital entspricht dies einem Gewinn von rund 3,9 Mrd. Franken. Thiam warnte aber vor zu viel Euphorie. „Wir sagen nicht, dass alles gut ist.“ Auch die kommenden Quartale dürften fordernd bleiben.

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