Nach Treffen mit Kim: Putin sieht Chance für Lösung im Atomkonflikt
Nordkorea brauche als Gegenleistung für die nukleare Abrüstung eine „Sicherheitsgarantie“, erklärte Russlands Präsident nach seinem Treffen mit Kim Jong-un. So könne der Atomkonflikt gelöst werden.
Wladiwostok – Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un haben bei ihrem ersten Gipfel einen Weg für eine mögliche Lösung des Atomkonflikts aufgezeigt. Zugleich gab es das Angebot für einen neuen Dialog von Kim und US-Präsident Donald Trump. Er wolle die US-Seite offen über das Treffen mit Kim informieren, sagte Putin am Donnerstag in Wladiwostok.
„Es gibt keine Geheimnisse“, sagt er bei einer live im Staatsfernsehen übertragenen Pressekonferenz. In der Hafenstadt am Pazifik hatte er sich mehrere Stunden lang mit Kim unterhalten. Russland und die USA hätten ein gemeinsames Interesse an der Denuklearisierung von Nordkorea, sagte Putin. Kim habe ihn nun darum gebeten, den USA die Position Nordkoreas noch einmal zu übermitteln, sagte Putin. „Sie brauchen nur eine Garantie für ihre Sicherheit. Das ist alles“, sagte Putin. Über diese Garantien müsse die internationale Gemeinschaft nachdenken. So könne der Atomkonflikt gelöst werden.
Zuletzt hatte ein US-Sondergesandter Moskau besucht – mit Blick auf dieses erste Treffen von Putin und Kim. Kims Gipfel mit US-Präsident Donald Trump Ende Februar in Vietnam war vorzeitig abgebrochen worden. Beide waren mit maximalen Forderungen in die Gespräche gegangen und hatten sich nicht auf zentrale Fragen der atomaren Abrüstung Nordkoreas einigen können. Trotzdem bewerteten sie das Treffen anschließend positiv. Erst kürzlich erklärte Trump auch einen weiteren Gipfel für möglich.
Moskau für etappenweises Vorgehen
Russland fordert keine sofortige und komplette Aufgabe des Atomprogramms in Nordkorea. Moskau setzt sich vielmehr für ein etappenweises Vorgehen ein, bei dem es für Schritte bei der Abrüstung im Gegenzug eine Lockerung der Sanktionen gegen Pjöngjang geben könnte. Putin betonte, dass Nordkorea die Sicherheitsgarantien für den Fortbestand des Landes brauche, sollte es auf die Waffen verzichten. Seinen Dialog mit Kim bezeichnete er als konstruktiv und offen.
„Wir hatten gerade einen sehr substanziellen Meinungsaustausch“, sagte Kim nach dem knapp zweistündigen Vier-Augen-Gespräch. Beide lächelten in die Kameras und schüttelten sich lange die Hände. Sie trafen sich auf der abgeschotteten Insel Russki unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen auf einem Gelände der Fernöstlichen Universität. Das Treffen unter vier Augen dauerte etwa zwei Stunden – doppelt so lange wie geplant. Im Anschluss verbrachten sie gemeinsam weiter Zeit. Auch Delegationen beider Länder trafen zusammen.
Kommentatoren sehen Imagekampagne für Kim und Putin
Thema des mit Spannung erwarteten Treffens im Fernen Osten Russlands war auch die bilaterale Zusammenarbeit beim Handel und in humanitären Fragen. Russland will sich dort am Bau von Öl- und Gasleitungen und an einer Erneuerung des Eisenbahnnetzes beteiligen. Wegen der nordkoreanischen Atom- und Raketentests haben die Vereinten Nationen scharfe Sanktionen gegen das isolierte Land verhängt.
Nach offiziellen russischen Angaben war von Anfang an nicht geplant, dass die Seiten irgendwelche Vereinbarungen unterzeichnen oder eine gemeinsame Gipfelerklärung abgeben. Russische Kommentatoren beschrieben das Ereignis auch als Imagekampagne für Kim und Putin. Anschließend wollte der Kremlchef zum „Seidenstraßen“-Gipfel nach Peking weiterreisen, wo Nordkorea in seinen Gesprächen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping auch eine Rolle spielen wird.
Neue Spannungen wegen Militärübungen Südkoreas und USA
Neue Spannungen um die Halbinsel sind aber unübersehbar. Wenige Stunden vor dem Gipfel mit Putin kritisierte Nordkorea derzeit laufende Militärübungen Südkoreas und der USA. Die Luftmanöver gefährdeten die Beziehungen zwischen den koreanischen Staaten, sagte ein nordkoreanischer Sprecher und kündigte „entsprechende Gegenmaßnahmen von unserer Armee“ an, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete.
Die Militärübung der USA und Südkoreas könne „die aggressive, anstößige und streitsüchtige Art ihrer feindseligen Handlungen nicht verbergen“, sagte der Sprecher des nordkoreanischen Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung des Landes. Durch den geänderten Codenamen der Übung in Südkorea würden beide Staaten suggerieren, das Manöver sei im Umfang reduziert worden – dies sei aber nicht der Fall. (APA/dpa/AFP/Reuters)