Rund 700 Masernfälle in diesem Jahr in den USA registriert
Dass die hochansteckende Erkrankung sich in jüngster Zeit wieder verbreitet, liegt an der impffeindlichen Bewegung der sogenannten Anti-Vaxxer, die in den USA besonders stark ist.
Washington – In den USA sind in diesem Jahr bereits knapp 700 registriert worden – die höchste Zahl sei der offiziellen Ausrottung der Krankheit im Jahr 2000. Die US-Gesundheitsbehörde CDC teilten am Mittwoch mit, die hohe Zahl von 695 Masernfällen gehe vor allem auf drei große Ausbrüche zurück: Zwei in New York und einen im Bundesstaat Washington.
Masern können zu schwerem Durchfall, Lungenentzündung und Sehschäden führen und sogar tödlich sein. Eigentlich galten sie in den USA seit dem Jahr 2000 als ausgerottet.
Dass die hochansteckende Erkrankung sich in jüngster Zeit wieder verbreitet, liegt an der impffeindlichen Bewegung der sogenannten Anti-Vaxxer, die in den USA besonders stark ist. Dort hat sie sich vor allem durch Posts in sozialen Medien verbreitet, die medizinisch nicht belegte Behauptungen in Umlauf bringen. Die Weltgesundheitsorganisation zählt die Anti-Impf-Bewegung daher zu einer der großen Bedrohungen für die weltweite Gesundheit.
Angesichts der zahlreichen Masernfälle rief der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio vor zwei Wochen für Teile des Bezirks Brooklyn den Gesundheitsnotstand aus und führte eine Impflicht ein. Auch in Deutschland und anderen westlichen Ländern wird angesichts des verstärkten Auftretens von Masern über eine Impfpflicht diskutiert.
Weltweit heuer schon fast 300 Prozent mehr Masernfälle
Neue Daten der UNICEF haben die Zunahme der weltweiten Masernausbrüche bestätigt. Die Ursache liege in der mangelhaften Durchimpfungsrate der vergangenen Jahre: Schätzungsweise 169 Millionen Kinder verpassten zwischen 2010 und 2017 die erste Masern-Teilimpfung - das seien durchschnittlich 21,1 Millionen Kinder pro Jahr, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung.
„Der Boden für die aktuellen weltweiten Masernausbrüche wurde schon vor Jahren bereitet“, so UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Nicht geimpfte Kinder sind der willkommene Wirt für das Masern-Virus. Wenn wir es ernst meinen mit der Verhinderung einer epidemischen Ausbreitung dieser gefährlichen, aber vermeidbaren Krankheit, müssen wir jedes Kind impfen, sowohl in einkommensschwachen als auch in reichen Ländern.“
In den ersten drei Monaten des heurigen Jahres wurden weltweit mehr als 110.000 Masernfälle gemeldet – fast 300 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Schätzungsweise 110.000 Menschen, die meisten davon Kinder, starben 2017 an Masern, das sind 22 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mehr als 2,5 Millionen Kindern in den USA nicht geimpft
Beide Teilimpfungen des Masernimpfstoffs seien unerlässlich, um Kinder vor der Krankheit zu schützen, schrieb UNICEF. Die Durchimpfungsrate bei der ersten Teilimpfung gegen Masern sei im Jahr 2017 mit 85 Prozent in den vergangenen zehn Jahren zwar relativ konstant geblieben. Ein umfassender Impfschutz durch die zweite Teilimpfung sei jedoch mit 67 Prozent Durchimpfungsrate deutlich geringer. Als Gründe dafür wurden ein fehlender Zugang zu Impfungen sowie mangelhafte Gesundheitssysteme genannt, und in einigen Fällen auch Angst oder Skepsis gegenüber Impfstoffen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen Schwellenwert von 95 Prozent bei der Durchimpfungsrate, um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen.
In Ländern mit höherem Einkommen liegt die Impfrate zwar bei 94 Prozent, aber auch bei der zweiten Teilimpfung sinkt laut aktueller Zahlen der Anteil auf 91 Prozent. Die Vereinigten Staaten führen die Liste der Länder mit hohem Einkommen an, in denen mit mehr als 2,5 Millionen die meisten Kinder zwischen 2010 und 2017 nicht die erste Teilimpfung gegen Masern erhalten haben. Gefolgt von Frankreich und dem Vereinigten Königreich mit mehr als 600.000 bzw. 500.000 nicht geimpften Säuglingen im gleichen Zeitraum.
In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist die Situation kritisch. Im Jahr 2017 hatte Nigeria beispielsweise mit fast vier Millionen die höchste Zahl von Kindern unter einem Jahr, welche die erste Dosis nicht erhalten haben. Darauf folgten Indien (2,9 Millionen), Pakistan und Indonesien (je 1,2 Millionen) sowie Äthiopien (1,1 Millionen). (APA/AFP, TT.com)