Obstbauern in Stanz und Prutz: „Erste Etappe ist geschafft“
Blüte der Marillen- und Zwetschkenplantagen in Prutz und Stanz lässt gutes Erntejahr erwarten. Obstbauern hoffen, dass „Eismänner“ und andere Wetterkapriolen ausbleiben.
Von Helmut Wenzel
Prutz, Stanz bei Landeck –Die Blütenpracht traf eine Woche früher als im langjährigen Durchschnitt ein. Die Genussregion Stanzer Zwetschke zählt rund 20.000 Bäume, in Prutz bewirtschaftet „Marillenkaiser“ Gerhard Maass eine Plantage mit 12.000 Bäumen.
„Im März und im April war es überwiegend mild. Nur einmal mussten wir die Frostberegnung aktivieren“, schildert Maass. Am 15. und 16. April, in den Tagen der Vollblüte, sank das Thermometer in der Nacht auf –3,5 Grad. Einige Tage später vor zwei Jahren bescherten nächtliche Temperaturen um –6,5 Grad einen totalen Ernteausfall – in Stanz und in Prutz. Wetterbeobachtung ist für die Obstbauern eine wichtige Sache, um im Fall des Falles mit Frostberegnung zum Schutz der Blüte reagieren zu können.
Die Frostjahre 2016 und 2017 haben zumindest in Prutz ihre Nachwehen hinterlassen. „In den Böden haben Nährstoffe gefehlt. Da reagiert die Marille empfindlich“, weiß der erfahrene Turabauer Maass. „Aber wir haben das Manko mit Algendünger ausgleichen können.“
Wenn die Blüte und Bestäubung gelingen, „dann ist die erste Etappe in Hinblick auf eine gute Ernte geschafft“, resümiert Matthias Maass beim Rundgang durch die Plantage. Der „Nachwuchsmarillenbauer“ prüfte mit Lebensgefährtin Anna Partl die Blüte der späten Kioto-Marille. Die beiden wissen: Die nächste Hürde kommt mit den „Eismännern“ bzw. „Eisheiligen“ von 11. bis 15. Mai. Sinken die Temperaturen an diesen Tagen unter den Gefrierpunkt, müssen die Obstbauern mit Schäden rechnen.
In der Genussregion Stanzer Zwetschke – mit Stanz, Grins und Pians – standen die Obstbäume ebenfalls etwas früher in der Blüte. „Wenn jetzt nicht irgendwelche Wetterkapriolen zuschlagen, können wir eine gute Ernte erwarten“, sagte der Obmann der Genussregion, Stefan Nothdurfter, am Donnerstag. Der Bienenflug habe dank guter Zusammenarbeit mit den Imkern bestens funktioniert. „Die Zwetschke wird von den Bienen gerne beflogen“, so der Obmann. Im Gegensatz zu Prutz sieht er für die Plantagen der Genussregion keine Nachwirkungen aus den Frostjahren 2016 und 2017. „Sehr wohl hat ein Frostjahr mit Ernteausfall negative Auswirkungen auf die Motivation der Kollegen. Die Begeisterung schwindet und die Region muss einen Imagekratzer einstecken“, zeigt er auf.
Im Brennereidorf laufen, so Nothdurfter, bereits erste Vorbereitungen auf das nächste Kultfest „Stanz brennt“ in der Erntezeit Anfang September. Nachdem Besucher zuletzt gefragt hätten, warum es denn keine „Zwetschkenkönigin“ mehr gibt, soll heuer auf vielfachen Wunsch in der Region wieder eine Kür stattfinden. „Wir suchen derzeit nicht nur einen neuen Stanzer Bürgermeister, sondern auch Kandidatinnen, die sich dem Wettbewerb stellen und Botschafterinnen für die Genussregion sein möchten“, hob Nothdurfter hervor.