Musik

“Bilderbuch“ in Innsbruck: Mit Bedacht geprotzt

Ein Konzert von „Bilderbuch“ ist auch ein Heimspiel. Sie überzeugten bereits in mehreren Locations.
© Michael Kristen

„Bilderbuch“ ließen sich am Mittwoch beim Auftakt ihrer Tour in Innsbruck von ihren Tiroler Fans feiern.

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck –Stagediving beim dritten Song ist mutig. Ebenso wie zu glauben, der Höhepunkt eines Konzerts wäre bereits zu Anfang erreicht. Aber Sänger Maurice von Bilderbuch weiß, dass er sich auf die kreischenden ersten Reihen verlassen kann. Auf die Fans der ersten Bilderbuch-Stunde. Und die standen auch in der Innsbrucker Dogana parat, als sich der 30-Jährige in die Menge warf.

Es war das erste Österreich-Konzert der aktuellen „One Earth“-Tour der Wahlwiener. Und zugleich das erste Bilderbuch-Konzert in Innsbruck, das nicht sofort ausverkauft war. Es war Andy Franzelin, der die Jungs von seiner Weekender-Bühne in die Music Hall begleitete und jetzt nach ihrer Bilderbuchkarriere mit ihnen in der Dogana angekommen ist. Der Tourauftakt in Innsbruck fühlte sich aber auch im großen Saal wie ein Heimspiel an – und wie ein Warmspielen für einen weiteren Karrierehöhepunkt der Band, das Konzert vor Schönbrunn, das in einem Monat ansteht. Dort spielen sonst nur die Wiener Philharmoniker. Und Bilderbuch gleich an zwei Terminen. Das funktioniert, weil die Band längst nicht mehr nur die FM4-Community anspricht. Auch in Innsbruck war das Publikum altersmäßig heterogen.

Bedient werden müssen außerdem mehrere Geschmäcker: jene, die auf die loungigen, neuen Nummern stehen, genauso wie jene, die noch von den großen, rockigen Hits von damals zehren. Dabei haben Bilderbuch die straighten Riffs einer Hitsingle wie „Maschin“ (2015) weitestgehend überlebt. Das zeigt sich in den neuen Alben „Vernissage My Heart“ und „Mea culpa“, die beide innerhalb weniger Monate veröffentlicht wurden.

Mit „Mr. Supercool“, „Mein Herz bricht“ und „Memor­y Card“ aus besagten neuen Platten eröffnete Bilderbuch den Innsbruck-Gig. Und erst nachdem herzförmiger Glitter vom Dogana-Himmel geregnet und das frühe, aber obligatorische Stagediving abgehakt war, zündete mit „Bungalow“ endlich der erste große Hit, der auch die letzten Zweifler mitriss. Da ist sie wieder: die Band, die mit Bedacht protzt. Gleich zwei Schlagzeuger dreschen den Beat in die Drums. Zum Runterkommen folgt das atmosphärische „Europa 22“, eine Neun-Minuten-Nummer des aktuellen Albums, bei der sich Frontman Maurice in ein „Leben ohne Grenzen“ sinniert. Vom Publikum belohnt werden die auf dem Boden der Tatsachen angekommenen Hymnen „Maschin“ sowie „Baba“. Zur Mitte des Gigs ist der ersehnte Höhepunkt erreicht: Was kann da noch kommen?

Als Maurice endlich die riesige Flugzeugtreppe (Love Air!) auf der mit etlichem Nippes vollgestellten Bühne betritt, ist klar, das Ende liegt noch fern: Mit „Spliff“ oder „Plansch“ fahren Gitarre und Drums in starken Solos zur Höchstform auf. Das überzeugt. Die Fans gieren nach Zugabe. Wie zu erwarten: „Schickschock“ und „OM“ schlagen fett ein.

Ein Resümee? Was Bilderbuch zum Rockstar-Sein fehlt, ist Spontanität. Aber Bilderbuch sind eben nicht Wanda. Ihre Show ist nicht improvisiert. Aber gut getaktet und voll mit zeitgenössisch relevanter Musik. Mehr braucht es nicht. Da ist Stagediving angebracht.

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