Lkw-Abbiegeassistenten - Nachrüstlösungen schnitten im Test gut ab
Wien (APA) - Ein u.a. vom ÖTC durchgeführter Test nachrüstbarer Lkw-Abbiegeassistenten hat ergeben, dass alle vier überprüften Systeme unges...
Wien (APA) - Ein u.a. vom ÖTC durchgeführter Test nachrüstbarer Lkw-Abbiegeassistenten hat ergeben, dass alle vier überprüften Systeme ungeschützte Verkehrsteilnehmer erkennen und einen Unfall verhindern können. Nicht jeder Assistent arbeite in jedem Szenario gleich zuverlässig, aber alle vier Systeme erfüllen die Voraussetzungen, die z.B. in Deutschland gelten, um eine Nachrüstungs-Förderung zu erhalten.
Im Test am meisten überzeugt habe das Nachrüst-System AAS von MEKRA Lang, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung des ÖAMTC. Die Kombination aus Radarsensor und Kamera-Monitor-System habe sich als sehr zuverlässig erwiesen. „Diese Technologie kann mehrere stationäre und bewegliche Objekte gleichzeitig erfassen und differenzieren und es kam auch bei den Versuchen im realen Verkehrsgeschehen zu keiner Fehlauslösung“, erklärte Gerhard Blümel, Lkw-Experte des ÖAMTC.
Auch die Systeme Mobileye Shield+ und LUIS Technology Turn Detect funktionierten im Test zufriedenstellend. Der Assistent von Mobileye beobachte mit zwei Kameras das Verkehrsgeschehen und warne den Fahrer mittels optischen Signals auf der A-Säule. Errechne die Software eine bevorstehende Kollision, gibt es zusätzlich eine akustische Warnung. Die Rate der Fehlauslösungen lag laut ÖAMTC hier bei rund sechs Prozent. Das System von LUIS Technology verfüge über eine Kamera und einen Monitor in der Fahrerkabine, auf dem ungeschützte Verkehrsteilnehmer im Gefahrenbereich rot hervorgehoben werden. Ist das beim Abbiegevorgang der Fall, werde der Fahrer auch akustisch gewarnt. Hier habe die Rate der Fehlauslösungen bei rund 22 Prozent gelegen.
Beim Abbiegeassistenten von Wüllhorst Fahrzeugbau/EDEKA hätten sich die Schwächen von Ultraschallsensoren gezeigt: Mit fast 60 Prozent Fehlauslösungen schnitt das System in der realen Straßensituation im ÖAMTC-Test am schwächsten ab. „Diese Technologie kann nicht zwischen ungeschützten Verkehrsteilnehmern und Objekten wie Ampeln unterscheiden. Auch wenn ein Monitor dem Fahrer bei der Identifizierung hilft, bindet eine solche Fehlerrate zu viel Aufmerksamkeit und schadet der Akzeptanz des Systems“, so Blümel.
Die EU sieht die verpflichtende Serienausstattung mit Abbiegeassistenten spätestens ab 2022 in allen neuen Fahrzeugtypen und ab 2024 in allen Neufahrzeugen vor. Einer freiwilligen Serienausstattung, die bereits heuer beginnen könne, stehe laut ÖAMTC aber nichts im Weg. „Eine Typisierung von Lkw mit neuen Abbiegeassistenten sollte nach jetzigem Kenntnisstand ab Oktober 2019 möglich sein. Bis dahin werden voraussichtlich die genauen Spezifikationen stehen, die die Systeme ab 2022 erfüllen müssen“, sagte ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold.
Was eine Nachrüstung des Fahrzeugbestandes betrifft, sei die entsprechende Förderung von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) bereits zugesagt, jetzt gehe es darum, die Regeln festzulegen, wie die Frächter und Busunternehmen dazu kommen. Die Kosten liegen bei den getesteten Nachrüstsystemen etwa zwischen 800 und 2.500 Euro, dazu kommen die Kosten für den Einbau. „Aus unserer Sicht könnte man sich dabei im Wesentlichen an der Förderrichtlinie des deutschen Verkehrsministeriums orientieren. Dann liegt es in der Eigenverantwortung der Transport-Unternehmen“, so Schmerold. Rein technisch stehe einer Nachrüstung der Lkw- und Busflotten in Österreich nichts mehr im Wege.
Auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeigte sich erfreut über die Testergebnisse und sprach sich erneut für eine rasche Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten aus. Zudem seien gesetzliche Grundlagen zu schaffen, damit Städte und Gemeinden Fahrverbote für gefährliche Lkw erlassen können. „Die Testergebnisse bestätigen, was wir und andere Fachleute seit Monaten sagen: Es gibt bereits heute Lkw-Abbiegeassistenten, die gut funktionieren“, so VCÖ-Experte Markus Gansterer. Wie in Deutschland solle es dafür auch eine entsprechende Förderung geben.
(S E R V I C E - Details zum Test unter: http://go.apa.at/VwNmmrUs)