Neue Leitung

Tiroler Landesmuseen: Viel zu tun für den Neuen

Kulturelle Baustellen. Das Ferdinandeum wartet auf den Umbau.
© Landesmuseum

Peter Assmann übernimmt mit November die Leitung der Tiroler Landesmuseen. Auf seinem Schreibtisch erwartet ihn reichlich Arbeit. Ein Überblick über die dringendsten Projekte.

Von Edith Schlocker und Markus Schramek

Innsbruck –Ein Jahr kann sich ziehen. Wie im Fall von Peter Assmann. Der anerkannte Museumsfachmann ist schon im November des Vorjahrs zum neuen Chef der Tiroler Landesmuseen bestellt worden, als Bestkandidat eines Fünfervorschlags. Doch erst ein Jahr später, am 1. November 2019, übernimmt Assmann auch operativ die Leitung der fünf Schauhäuser, die in der Tiroler Landesmuseen Betriebs-GesmbH zusammengefasst sind. Neben dem Landesmuseum Ferdinandeum ist der aus Zams gebürtige Assmann dann auch für das Volkskunstmuseum samt Hofkirche, das Zeughaus, das Tirol Panorama und das 2017 eröffnete Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall verantwortlich.

Assmann löst Noch-Direktor Wolfgang Meighörner ab, dessen Vertrag Ende 2019 ausläuft. Differenzen mit seinen Vorgesetzten – Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) für den Gesellschafter Land und Museums-Obfrau Barbar­a Psenner – führten zu Meighörners Abgang. Eigentlich hätte er bis zur Pensionierung zusammen mit Assmann weiterwerken sollen.

Für die Vitrinensammlung im Tirol Panorama gibt es neue Ideen.
© TLM

Assmann wird den musealen Multikomplex nun alleine führen. In seinem künftigen Zuständigkeitsbereich stauen sich die Großaufgaben schon jetzt, Monate bevor der studierte Kunsthistoriker seinen derzeitigen Job als Leiter des Museums Palazzo Ducale in Mantua aufgibt, um nach Tirol zurückzukehren.

Für das Zeughaus wären ebenso Ideen gefragt.
© landesmuseum

Der Zeitdruck ist beträchtlich. Im Jahr 2023 wird das Ferdinandeum 200 Jahre alt. Es ist ein unverrückbares Datum. Das altehrwürdig­e, angestaubte Haus in der Innsbrucker Museumstraße soll bis zu diesem markanten Termin in neuem Glanz erstrahlen, umarrangiert, baulich verändert und in ein „Haus der Kunst“ verwandelt. Ein Ort der Begegnung soll das Museum fürderhin sein, eine attraktiv­e Wohlfühladresse, die man gerne ansteuert.

Die Kunsthalle im Taxispalais wurde vom Rechnungshof zerpflückt.
© Vanessa Rachle / TT

Wie genau das vonstatten gehen soll, ist noch zu klären. Sicher ist nur, dass es ein Projekt mit Millionenaufwand wird. Die Mittel dafür sind im Budget des Landes Tirol allerdings auch erst unter­zubringen. Die Zweifel daran, den Termin 2023 einhalten zu können, werden lauter.

Assmann verbringt aktuell einiges an Zeit auf der Autobahn zwischen Mantua und Innsbruck. Er reist öfter von Oberitalien an, will er doch in wesentliche Entscheidungen eingebunden sein.

2011 wurde das Riesenrundgemälde von der baufälligen Rotunde am Rennweg in das 25 Millionen teure Tirol Panorama am Bergisel übersiedelt. Unterirdisch ist dieser Bau an das Kaiserjägermuseum angedockt. Der Verbindungsgang, Schauplatz Tirol genannt, ist mit unterschiedlichsten Tirol-Devotionalie­n gefüllt, zu betrachten in gläserne­n Vitrinen.

Peter Assmann, Jg. 1963, wechselt von Mantua zurück nach Tirol.
© imago/Rudolf Gigler

Es ist dies eine Gestaltung mit absehbarem Ablaufdatum. Bezüglich einer Neugestaltung taucht nun der Alpenverein auf, der seit Jahren auf der vergeblichen Suche nach einer Heimat für seine Sammlung ist. Diesbezügliche Gespräche, „jedoch erst ganz am Anfang“, bestätigen sowohl AV-Präsident Andreas Ermacora als auch Landesrätin Palfrader. Wobei der Alpenverein nicht daran denkt, seine teilweise hochkarätige Sammlung auf den Bergisel zu übersiedeln, sondern an eine temporäre, auf maximal zehn Jahre limitierte Installation denkt, in der es um den Alpinismus gehen könnte.

Für Palfrader hat ganz klar das Ferdinandeum Vorrang. Die Neugestaltung des Schauplatzes Tirol könnte ihrem Wunsch nach parallel dazu ebenfalls im Jubeljahr 2023 präsentiert werden.

Auch das abseits touristischer Trampelpfade vor sich hindämmernde Zeughaus wird dem neuen Museums-Oberen Assmann Hirnschmalz abverlangen. Immerhin ist dies ein eindrucksvoller Bau aus maximilianischer Zeit mit großem, brachliegendem Potenzial.

Seit Kurzem gibt es ein weiteres Problem größeren Ausmaßes. Der Landesrechnungshof hat einen geharnischten Bericht über die Kunsthalle Tirol im Innsbrucker Taxispalais verfasst. Die Prüfer legen es dem Eigentümer Land nahe, die Galerie mit ihrem hohen Zuschussbedarf in die Museums-GesmbH einzugliedern.

Die Arbeit wird Peter Assmann nicht ausgehen.

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