Tiwag hält an Ausbauplänen im Kühtai und Kaunertal fest
Lange Verfahrenszeiten sind für die Manager, Planer und Projektarbeiter der Tiwag nichts Neues. An den weiteren Ausbaustufen im Kühtai sowie im Kaunertal wird unerschütterlich festgehalten.
Von Thomas Parth
Oberland –Auf das Widerstreitverfahren mit Sölden habe die Tiwag umgehend reagiert und das Wassereinzugsgebiet reduziert. Dadurch wären sowohl Kaunertal II als auch das Sölder Kraftwerk an der Gurgler Ache möglich. „Sölden steht vor dem Wasserrechtsbescheid. Falls dieser negativ ausfallen sollte, werden wir unser Einzugsgebiet wieder erweitern“, lässt Tiwag-Vorstand Johann Herdina keinen Zweifel an der Wichtigkeit des Ötztaler Wassers aufkommen.
Eine Wirtschaftlichkeitsstudie aus dem Jahr 2015 sieht Kaunertal II gegenüber fünf Talstufenkraftwerken im Ötztal klar im Vorteil. „Das Kraftwerk Gurgler Ache ist auf 49 Gigawattstunden ausgelegt. Wir können aus einem Kubikmeter Wasser mehr als doppelt so viel Strom gewinnen und landen bei 120 Gigawattstunden“, so Projektleiter Wolfgang Stroppa. Er begründet die Verdoppelung u. a. mit der erheblich größeren Fallhöhe des Wassers. Darüber hinaus zweifeln die Tiwag-Experten die Sinnhaftigkeit eines Kraftwerks an, welches in erster Linie vom Sommerwasser angetrieben wird. „Sie produzieren den meisten Strom im Sommer, benötigen ihn aber vorwiegend im Winter. In Sölden liegen wir in etwa bei einem Verhältnis von einem Drittel im Sommer zu zwei Dritteln im Winter“, weiß Stroppa, der ergänzt: „Ein Speicherkraftwerk ist da durch die Verlagerung im Vorteil.“
Der vielfach kritisierte wasserrechtliche Rahmenplan sei „nicht der Türöffner“ im UVP-Verfahren. Es komme auf die bestmögliche Nutzung des Wassers im öffentlichen Interesse an, unterstreicht Herdina. Auch sei es ein Fehlglaube, dass x kleine Kraftwerke umweltfreundlicher wären als ein großes. „Kaunertal II ist immerhin UVP-pflichtig und es muss einer umfassenden Prüfung unterzogen werden.“
Bis zu seinem Pensionsantritt, Herdinas Vertrag bei der Tiwag läuft noch dreieinhalb Jahre, werde es sicher keinen Baustart im Kaunertal geben.
Im Kühtai sei die Tiwag kurz vor Weihnachten 2018 durch ein negatives Verwaltungsgerichtserkenntnis überrascht worden. Dabei habe es sich um technische Verfahrensmängel gehandelt, die behoben und erneut zur Prüfung eingereicht worden seien. „Wir erwarten weitere Einsprüche der Projektgegner, namentlich des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, der Bürgerinitiative Wilde Wasser, der Gemeinde Neustift und des Landesumweltanwalts“, nimmt Herdina den Verfahrensverlauf gelassen: „Wir rechnen mit einem internen Baubeschluss für Kühtai bis 2020.“
Was die derzeit in Bau befindlichen Kraftwerksprojekte anbelangt: Beim GKI (Gemeinschaftskraftwerk Inn, Anm.) sei man „voll dabei“ und das KW Kirchbichl werde Ende 2020 fertiggestellt. Da gehe sich sowohl personell wie finanziell ein direkter Wechsel ins Kühtai aus.
Nach dem Kohle- und Atomausstieg benötige Europa jedes (Wasser-)Kraftwerk, prognostiziert Herdina.