“Tee mit Mussolini“: Eine Lästerrunde zur Teestunde
Roger Michell bittet vier Königinnen des britischen Theaters und des Weltkinos vor die Kamera.
Von Peter Angerer
Innsbruck –Ehre, wem Ehre gebührt: Als Franco Zeffirelli 1998 die Mitglieder des internationalen Ensembles für seinen Film „Tee mit Mussolini“ einander vorstellte, präsentierte er mit Judi Dench, Joan Plowright und Maggie Smith stolz „drei englische Ladys“. Das musste Joan Plowright sofort korrigieren, denn es waren „one Lady and two Dames“, da sie erst sieben Jahre später von der Königin in den Adelsstand erhoben werden sollte.
Diese Anekdote erzählt die Schauspielerin in Roger Michells Film „Tea with the Dames“ und verschweigt, dass ihr als Laurence Oliviers Witwe der Titel einer Baroness zusteht. Zur Teezeremonie findet sich auch Dame Eileen Atkins ein, die sich lange gegen ihre Erhebung in den Adelsstand gewehrt hatte und von ihren Freundinnen überredet werden musste.
Wenn sich die Damen auf dem Anwesen der Oliviers zu ihrem seit Jahrzehnten eingeübten Ritual treffen, sitzen vier anbetungswürdige Königinnen des britischen Theaters und des Weltkinos an einem Tisch. Wenn nach der Teestunde Champagner serviert wird, mutiert das Damenquartett zur respektlosen Lästerrunde. Angespornt von den Zwischenrufen Roger Michells, der als Regisseur die leichte Komödie („Notting Hill“) und das schwere Drama („My Cousin Rachel“) beherrscht, ziehen sie über die Branche und manche Kollegen her. Sie schwelgen aber auch in Erinnerungen an ihre gemeinsamen Anfänge an Oliviers Royal National Theatre und die großen Triumphe seit den 50er-Jahren.
Obwohl sie ihren Weltruhm dem Kino verdanken – Maggie Smith gewann zwei Oscars und gehörte zum Lehrkörper der „Harry Potter“-Serie, Oscarpreisträgerin Judi Dench führte den Geheimdienst MI5 in die neue James-Bond-Ära –, bevorzugen sie die Arbeit am Theater. Von ihrer TV-Serie „Downton Abbey“ hat Dame Maggie, wie ihre Freundinnen Jahrgang 1934, noch keine Sekunde gesehen: „Mir läuft einfach die Zeit davon!“ An Exil oder Rente ist nicht zu denken.