Nachlass: 85-mal ein Dankeschön in Rosarot
Im Hofgarten dankten und gedachten Organisationen jener Menschen, die ihnen den Nachlass gespendet haben.
Von Theresa Mair
Innsbruck –Vergissmeinnicht mit rosaroten Blüten sieht man selten. Sie sind etwas Besonderes. Genauso besonders – und wichtig – sind Testamentspenden für gemeinnützige Organisationen. Im Rahmen von „Vergissmeinnicht – Die Initiative für das gute Testament“ pflanzten einige Vertreter der 85 Mitglieder-Organisationen des Fundraising Verbands Österreich vergangene Woche Vergissmeinnicht-Pflänzchen im Innsbrucker Hofgarten.
Es war bereits das vierte Mal, dass die Organisationen in Innsbruck mit dieser Aktion ein Zeichen des Danks und des Gedenkens an die Testamentspender setzten, heuer in Rosa.
„Ein Kompromiss“, wie Hofgarten-Leiter Herbert Bacher schmunzelnd schilderte. Denn – Notiz am Rande – zum 100-jährigen Geburtstag der Österreichischen Bundesgärten erblühen sämtliche Hofgarten-Beete diesen Frühling ausschließlich in leuchtenden Rot- und Weißtönen. Die Symbolik hinter der Myosotis silvestris, so der botanische Name der Blümchen, bleibt immer dieselbe. „Das Vergissmeinnicht steht für das philantropische Vermächtnis all jener Menschen, die mit ihrer Unterstützung über das eigene Leben hinaus Gutes tun“, sagte Projektleiter Markus Aichelburg vom Dachverband der Spendenorganisationen.
Dieses Vermächtnis wird offenbar immer größer. Mit 63 Millionen Euro im vergangenen Jahr machten Testamentspenden ein Zehntel des gesamten Spendenvolumens (675 Mio. Euro) aus. „Österreich liegt damit gut im europäischen Schnitt. Im Vergleich zu Großbritannien und der Schweiz ist aber noch Luft nach oben gegeben“, so Aichelburg.
Die Organisationen, die von Kunst und Kultur über Gesundheit, Soziales und Wissenschaft bis hin zu Umwelt- und Tierschutz sämtliche Bereiche der Zivilgesellschaft abdecken, würden mit dem Geld v. a. Projekte verwirklichen, die mit den laufenden Spenden nicht finanziert werden könnten. „Ein Legat hat den Samen für das Hospizhaus Tirol in Hall gelegt, das 2018 eröffnet wurde“, gab Elisabeth Zanon, Vorsitzende der Hospiz-Gemeinschaft Tirol, ein Beispiel. Die Spenden würden auch dazu verwendet, die Bewohner in der „schwierigsten Situation ihres Lebens zu begleiten und ihnen letzte Wünsche zu erfüllen, wie etwa noch einmal den Fahrtwind beim Radfahren zu spüren“.
Am liebsten spenden die Österreicher ihren Nachlass übrigens für den Tierschutz. Eine persönliche Verbundenheit mit den Anliegen einer Organisation ist für die meisten ein wichtiges Motiv für die Vererbung ihres Nachlasses. Manuela Mader vom SOS-Kinderdorf erzählte etwa die Geschichte von Anton Mall, der selbst kinderlos blieb, sich aber wünschte, „dass es den Kindern in Tirol gut geht“. Nach ihm ist das Kinderdorf-Haus „Sankt Anton“ in Imst benannt. „Die Hälfte der Spender ist den Vereinen bereits zu Lebzeiten bekannt, die andere Hälfte kommt hereingeschneit“, sagt Aichelburg.
Die Werbung für Testamentspenden ist eine heikle Angelegenheit. Vor allem in Tirol redet man nicht gerne übers Erben, wie ein Ländervergleich des Market-Instituts 2018 zeigte. Das ist auch den Organisationen bewusst. „Wir sind sehr zurückhaltend im Testamentsbereich“, betonte Urban Regensburger von der Hospiz-Gemeinschaft. Man versuche, die Menschen zu sensibilisieren und eine Beziehung aufzubauen. Für die Betreuung im Hospizhaus sei aber alleinig die Diagnose entscheidend, nicht ob jemand spendenwillig ist.
Immerhin wissen bereits drei Viertel der Österreicher, dass Testamentspenden möglich sind. Vielleicht werden es etwas mehr, wenn sie auf die rosa Vergissmeinnicht aufmerksam werden.