Granada im Treibhaus: Grazer Sonnenschein im Innsbrucker Keller
Die Gute-Laune-Combo „Granada“ debütierte im Innsbrucker Treibhaus. Das hieß: kollektives Schunkeln, lustige Anekdoten und was fürs Herz.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck –„Langsam wird’s heiß“ singen Vormärz, die Band, die es eigentlich nicht mehr gibt. Denn Picobello ist das neue Vormärz. Und als solche absolvierten die Tiroler am Freitag ihre Feuerprobe im Treibhaus. Sie eröffneten das längst ausverkaufte Konzert der Grazer Band Granada. „Langsam wird’s heiß“ (aus der aktuellen Single „Heiß“) ist damit Vorbote dafür, dass sich die Temperatur im Treibhaus-Keller noch auf Sauna-Verhältnisse aufheizen wird.
Aber der Reihe nach: Empfangen wurde das altersmäßig gut durchgemischte Publikum am Freitag im Treibhaus von durchwegs sympathischer Musik. Sowohl Picobello als auch Granada überzeugten mit tanzbaren Sommerhits. Und apropos Feuerprobe, auch Granada debütierte im Innsbrucker Treibhaus. Der Veranstaltungsreihe „Weekender presents“ sei Dank. Auf der dichtgemachten Weekender-Bühne gab sich das Quintett bereits die Ehre. Dank der beiden Erfolgsalben „Granada“ (2016) und „Ge bitte“ (2018) sind Granada heute auch größere Hallen gewohnt.
Eröffnet wird das Kellerkonzert am Freitag mit Akkordeonklängen von Musiker Alexander Christof, der als Erstes die Bühne betritt. Ihm folgen seine vier Bandkollegen sowie der Opener „Miad vom Tanzen“. Auch das ein textlicher Vorgeschmack, wie sich das Publikum am Ende des Gigs fühlen wird. Denn schon mit den Nummern „Prada“ und „Lieber gern als hier“ geht das kollektive Mitschunkeln los. Sofort stellt sich ein Gefühl ein: Granada muss man mögen. Selten sprüht ein Konzert von so viel guter Stimmung.
Leise Momente muss die Band eher erzwingen: Die Zwischenpausen nutzt Frontman Thomas Petritsch für kleine Granada-Anekdoten. Dafür muss das Publikum aber gut hinhören: Petritsch spricht nämlich nicht ins Mikrophon, sondern erzählt lieber ohne Verstärker: etwa von einer FM4-Akustiksession, bei dem der Band eine Mausefalle dazwischenkam. Trotz kollektivem Kater soll das Wohnzimmer-Konzert aber „eh okay“ gewesen sein. Klar, dass darauf die Übernummer „Eh ok“ folgt, bei deren Offbeat kaum einer seine Füße stillhalten kann.
Bedächtiger wird’s erst bei „Verwoiten“, wo Petritsch erstmals das Mikrophon an Gitarrist Lukacz Custos abgibt. Der Fokus verschiebt sich damit auf die Mitmusiker, die übrigens alle überzeugen können – besonders auffällig: Drummer Roland Hanslmeier. Einen Vorgeschmack auf seine Wandlungsfähigkeit gibt dieser im obligaten Solo kurz vor der Zugabe. Wer noch mehr hören möchte, der höre ab Anfang Mai auch in seine Jazzplatte „Polaroid“ rein.
Noch vor der Zugabe allerdings schnellen die Temperaturen nochmal in die Höhe; mit dem heißen „Sauna“ dem rockigen „Berlin“ oder dem lässigen „Pina Colada“. Wirkliche Abkühlung gibt’s aber auch bei der Zugabe nicht: Da tauchen Petritsch und Christof ins Publikum ab und singen dort inbrünstig – weil unplugged – „Wien wort auf di“. Ebenso fürs Herz ist „Vom Herz kummt“. Erst das straighte Riff von „Palmen am Balkon“ holt die Sonne zurück in den Treibhauskeller. Und mit „Ottakring“ schunkelte das Publikum schließlich hinaus ins nasskalte Innsbruck. Dank Granada mit Sommer im Ohr.