Spanien-Wahl - Ein Regierungschef und vier Rivalen
Madrid/Barcelona (APA/AFP) - Vom sozialistischen Regierungschef Pedro Sánchez, seinem konservativen Rivalen Pablo Casado bis zum Führer der ...
Madrid/Barcelona (APA/AFP) - Vom sozialistischen Regierungschef Pedro Sánchez, seinem konservativen Rivalen Pablo Casado bis zum Führer der extremen Rechten Santiago Abascal - im Folgenden ein Überblick über die Spitzenkandidaten der fünf wichtigsten Parteien bei der Parlamentswahl am Sonntag in Spanien:
PEDRO SÁNCHEZ, Sozialistische Arbeiterpartei (PSOE), 47 Jahre
Sánchez führt in den Umfragen, jedoch ohne Aussichten auf eine absolute Mehrheit. Nachdem die Sozialisten bei den Wahlen 2016 noch eines ihrer schlechtesten Ergebnisse erzielt hatten, übernahm Sánchez im Juni 2018 die Macht vom konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy, der durch ein Misstrauensvotum gestürzt wurde.
Mit Unterstützung der linkspopulistischen Podemos, baskischen Nationalisten und katalanischen Separatisten führte der Wirtschaftswissenschaftler eine Minderheitsregierung. Doch dann scheiterte sein Haushaltsentwurf im Parlament am Widerstand der Katalanen, nachdem Gespräche über die Unabhängigkeitsfrage erfolglos verliefen - Sánchez war gezwungen, Neuwahlen auszurufen.
Sánchez steht an der Spitze einer Regierung, in der so viele Frauen vertreten sind wie nie zuvor in der spanischen Geschichte. Nach seinem Amtsantritt machte er europaweit Schlagzeilen, als er der Aufnahme von 630 Migranten des Flüchtlingsrettungsschiffes Aquarius zustimmte. Nach Jahren strenger Sparpolitik hob Sánchez den Mindestlohn um 22 Prozent an.
PABLO CASADO, Volkspartei (PP), 38 Jahre
Casado wurde im Juli 2018 der jüngste Parteichef der konservativen Volkspartei. Unter Rajoy war er Kommunikationschef der PP, inzwischen führte der Jurist mit dem breiten Lächeln die Partei weiter nach rechts. Nach den Regionalwahlen in Andalusien im Dezember übernahm sein Kandidat mit Unterstützung der liberalen Ciudadanos und der rechtsextremen Vox die Macht und vertrieb die Sozialisten aus ihrer traditionellen Hochburg.
Formiert sich nach den Wahlen am Sonntag ein ähnliches Bündnis auf nationaler Ebene, könnte Casado der jüngste spanische Regierungschef der Geschichte werden. Doch die Umfragen sagen eine Niederlage der PP voraus. Casado führt einen aggressiven Feldzug gegen Sánchez und beschuldigt ihn des Verrats an Spanien wegen seines Dialogs mit den katalanischen Separatisten.
PABLO IGLESIAS, Podemos, 40 Jahre
Der Politikwissenschaftler mit dem markantem Pferdeschwanz braucht Rückenwind für seine linksalternative Podemos, die zusammen mit Ciudadanos im Jahr 2015 das Zwei-Parteien-System in Spanien sprengte.
Hervorgegangen ist die Partei aus der Protestbewegung gegen die strikte Sparpolitik, die Spanien während der Wirtschaftskrise erschütterte. Podemos würde gerne mit den Sozialisten regieren, kann Umfragen zufolge jedoch geschwächt durch innere Zerwürfnisse nur auf die Hälfte der Sitze von 2016 hoffen.
Iglesias musste sich überdies gegen Vorwürfe wegen seiner 600.000 Euro teuren Villa wehren, die er 2018 mit seiner Partnerin und stellvertretenden Parteivorsitzenden Irene Montero gekauft hat.
ALBERT RIVERA, Ciudadanos, 39 Jahre
Der Vorsitzende der Mitte-Rechts-Partei Ciudadanos aus Barcelona mit einem liberalen Wirtschafts- und Sozialprogramm verteidigt vehement die Einheit Spaniens gegen Unabhängigkeitsbefürworter in seinem Heimatland Katalonien. Ciudadanos zog 2015 mit einem Paukenschlag ins Parlament ein und versprach, die traditionelle Links-Rechts-Spaltung in Spanien zu überwinden.
Seitdem rückte Rivera, der manchmal mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron verglichen wird, nach rechts. Nach gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit der PSOE 2016 lehnt er nun jedes potenzielle Bündnis mit Sánchez ab und wandte sich stattdessen der PP zu.
SANTIAGO ABASCAL, Vox, 43 Jahre
Das ehemalige PP-Mitglied wuchs im Baskenland auf. Meinungsumfragen zufolge könnte seine ultranationalistische Anti-Einwanderer-Partei bei der Parlamentswahl auf mehr als zehn Prozent der Stimmen kommen - in einem Land, in dem es seit der Franco-Ära keine nennenswerte Rechtsaußen-Partei gab.
Bis vor einigen Monaten weitgehend unbekannt, profitierte Abascal von seiner unnachgiebigen Haltung gegen die katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter. Im Dezember gelang den Rechtsradikalen dann in Andalusien erstmals der Einzug in ein Regionalparlament. Abascal macht regelmäßig Schlagzeilen mit kontroversen Vorschlägen und nutzt für seine Kampagne intensiv die Online-Netzwerke.