Private Stadtführung abseits der Idylle
Um ihre ganz privaten Sehenswürdigkeiten Innsbrucks geht es in dem Projekt, das Milena Meller auf der Plattform 6020 präsentiert. Denn was a...
Um ihre ganz privaten Sehenswürdigkeiten Innsbrucks geht es in dem Projekt, das Milena Meller auf der Plattform 6020 präsentiert. Denn was an einem beschmierten Kiosk, einer zerfallenden Mauer oder am Blick auf einen Kirchturm so sehenwert ist, weiß nur die Künstlerin. Um deren Geheimnisse zu erkunden, gibt sie dem Interessierten allerdings einen Stadtplan in die Hand, auf dem die für sie so speziellen Orte markiert sind.
Vielleicht macht der Besuch der Ausstellung so manche neugierig auf diese sehr private, poetisch verpackte Spurensuche. Deren Extrakte Bilder sind, die gemalt genauso wie fotografiert oder eine Mischung aus beidem sind. Indem die Künstlerin Gemaltes fotografiert und wieder übermalt bzw. schriftlich kommentiert, wobei die Texte nicht zuletzt als grafisches Element zum Teil des Bildes werden.
Die meisten von Milena Mellers Bildern sind menschenleer, entführen oft an Orte oder schäbige Unorte, die es so heute nicht mehr gibt. Um auf diese Weise zu sentimentalen Orten der Erinnerung zu werden, letztlich zur Verbilderung von Zeit. Verdichtet zu Impressionen, die auf einen ersten Blick ganz realistisch daherkommen, durch die Wahl des Ausschnitts oder der Perspektive aber doch voller Geheimnisse sind. Wenn etwa Fotos durch ihre lasierend dünne Übermalung wie durch einen Schleier getrübt anmuten, Blicke in stimmungsvoll wolkige Himmel entführt oder auf Details gezoomt werden, um auf diese Weise zum abstrakten Bild zu werden. (schlo)