Test

e-Niro von KIA: Ganz schön geladen

Kompakte Dimensionen, hochmoderner Antrieb: der e-Niro von Kia, bestückt mit einem 64 Kilowattstunden fassenden Stromspeicher.
© Höscheler

Der e-Niro von Kia lässt mit seinem großen Lithium-Ionen-Speicher viele andere angebotene Elektroautos ziemlich alt aussehen.

Von Markus Höscheler

Innsbruck –Die Askese wird im wachsenden Elektroautosegment weniger. Waren früher die meisten Vertreter in diesem Revier zwar eine Bereicherung im Antriebsportfolio, aber nicht wirklich eine im Alltag, so verringern sich die Nachteile mit dem Eintritt ganz neuer Generationen von Stromern. Besonderen Respekt verdient hier der e-Niro von Kia. Die Marketingabteilung ist mutig genug, um mit einer Bruttoreichweite von 455 Kilometern zu werben, zumindest dann, wenn es um die stärkere der beiden angebotenen Varianten geht. Dann steckt ein Lithium-Ionen-Akku im Fahrzeugboden, der über eine Kapazität von 64 Kilowattstunden verfügt.

Jedoch teilen weder der Bordcomputer noch wir den Optimismus der Kia-Leute, was die tatsächliche Reichweite anbelangt. Bei einem vollen Akku meldet die Anzeige circa 340 Kilometer Reichweite – diese ist realistisch, wie wir beim TT-Test erfahren durften, sofern wir uns bundesweit an die vorgeschriebenen Tempolimits halten –, was sowohl gesetzlich als auch energetisch geboten ist. Im Schnitt verbrauchten wir 17,1 Kilowattstunden je 100 Kilometer. Damit lässt sich der Gardasee ohne Bauchweh erreichen, mehrere Pendelfahrten hintereinander ohne zwischenzeitliches Aufladen gehen sich ohnehin aus.

Was das Auffrischen des Akkus anbelangt, sind unsere Erfahrungen unterschiedlich. An der Haushaltssteckdose hat die Muße den Vorrang – bis zu 19 Stunden mussten wir einkalkulieren, um wieder die volle Reichweite zu erhalten. Anders bei der Smatrics-Station in der Tiefgarage von Ikea in Innsbruck: Nach gut eineinhalb Stunden war der Ladespuk vorbei. Noch schneller ging es mit einer 100-kW-Ladestation – aber solche sind spärlich gesät in unseren Breiten.

Praktisch zeigte sich der e-Niro in vielerlei Alltags­situationen. Beim Ampelstart ging es im Nu weg, bei erforderlichen Überholmanövern war gleichermaßen genügend Power da – der Blick aufs Datenblatt bestätigt diese Eindrücke. Nur 7,8 Sekunden benötigt das Modell für den Sprint von null auf 100 km/h, dank eines Elektromotors, der in der Spitze 204 PS zu leisten vermag und der ein maximales Drehmoment von 395 Newtonmetern schon im Leerlauf entwickelt. Schaltarbeit ist keine erforderlich, ein Motorlärm existiert praktisch nicht.

Für die Beschallung sorgte dann das Smartphone, das sich problemlos mit dem angebotenen Infotainmentsystem des e-Niro in Verbindung setzte und via Bluetooth Pod­casts servierte. Der mittig eingebaute Touchscreen ließ sich gut bedienen, etwa dann, wenn es um eine konkrete Zielführung ging.

Als hochwertig haben wir den Großteil der Ausstattung in Erinnerung – etwa das belederte Sitzgestühl, die verwendeten Materialien für das Armaturenbrett und das Sicherheitsniveau. Schon Titan kann hier ab 41.890 Euro (für die Long-Range-Ausführung) einiges an Wünschen abdecken, erst recht gilt dies für das höchste Level (Platin, ab 48.090 Euro).

Etwas günstiger könnte man, rein theoretisch betrachtet, einen Basis-e-Niro erwerben: mit kleinerem Motor (136 PS) und kleinerem Akku (39,2 kWh und 289 km Bruttoreichweite). Theoretisch deswegen, weil der e-Niro für heuer schon ausverkauft ist und der Interessent mit einer Wartezeit von gut einem Jahr rechnen muss. Eine Alternative gibt es neuerdings: mit dem neuen e-Soul.

Die Technik

Motor: Elektromotor

Kapzität des Li-Io-Akkus: 64 kWh

Drehmoment: 395 Nm

Leistung: 150 kW/204 PS

L/B/H: 4375/1805/1560 mm

Gewicht: 1737/2230 kg

Kofferraumvolumen: 451 — 1405 l

Ladedauer (230-V-Steckdose): 19 h

Höchstgeschwindigkeit: 167 km/h

0 — 100 km/h: 7,8 Sekunden

Verbrauch: 17,1 kWh/100 Kilometer

Kraftübertragung: Vorderradantrieb

Preis (Long Range): ab 41.890 Euro

Reichweite (nom./Test): 455/340 km