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ÖBB 2018 mit Fahrgastrekord, Güterverkehr geschrumpft

(Symbolfoto)
© ÖBB

Statt einer Verlagerung von der Straße auf die Schiene ging es im Vorjahr in umgekehrter Richtung: Im Jahr 2018 sank die Schienen-Transportleistung in Österreich um 2,6 Prozent, während der Straßengüterverkehr um 5,5 Prozent zulegte.

Wien – Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben 2018 einen Fahrgastrekord auf der Schiene erzielt. Der Schienenpersonenverkehr wuchs um 6 Prozent, vor allem im Nahverkehr stiegen mehr Passagiere ein. Anders die Lage im Schienengüterverkehr, der innerhalb Österreichs schrumpfte. Der Anteil des Bahngüterverkehrs sank erstmals unter 30 Prozent – für ÖBB-Chef Andreas Matthä ein Alarmsignal.

Statt einer Verlagerung von der Straße auf die Schiene ging es im Vorjahr in umgekehrter Richtung: Im Jahr 2018 sank die Schienen-Transportleistung in Österreich um 2,6 Prozent, während der Straßengüterverkehr um 5,5 Prozent zulegte. Im Inland sanken die transportierten Nettotonnen um 5 Prozent zum Vorjahr auf 79 Millionen, während sie im Ausland um 4 Prozent auf 75 Mio. stiegen. Die Gründe für den Rückgang auf der Schiene im Inland sieht Matthä in deutlichen Kostensteigerungen, wo sich höhere Energiekosten, Trassengebühren und ein höherer KV-Abschluss niedergeschlagen hätten. Der Güterverkehr sei „hoch preissensitiv“. Auch das erste Quartal 2019 verlief schwach, allerdings spielte da auch die Schnee-und Wettersituation eine Rolle. Gegensteuern will die Bundesbahn mit dem „Transformationsprogramm Nordstern“, wodurch die Kosten durchleuchtet und gesenkt werden sowie die gesamte Logistikkette analysiert werden soll.

„Wir brauchen mehr Güterverkehr in Europa“, sagte Matthä am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz in Wien. Der ÖBB-Chef verwies auf Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Bahn, die die Straße und die Luftfahrt begünstigen. Beim Personenverkehr zeige sich das im Wettbewerb mit Billigfliegern und Fernbussen, wo die Bahn preislich nicht mithalten könne. Dies gehe aber zu Lasten der Umwelt. „Es ist ein europäischer Konsens notwendig, dass die Bepreisung von CO2 nach oben gehen muss“, sagte Matthä. „Wenn wir mit 100 Prozent erneuerbarere Energie unterwegs sind, ist das ein enormer Wettbewerbsvorteil, aber den sehen wir derzeit noch nicht“.

Weitere Investitionen geplant

Die Investitionen in allen Teilkonzernen sind von 2,503 Mrd. Euro auf 2,591 Mrd. Euro im Jahr 2018 gestiegen. Auch heuer soll weiter kräftig investiert werden. Allerdings will die Staatsbahn nicht – wie der Konkurrent Westbahn – Züge in China einkaufen. „Bei Zügen und Infrastruktur gehts mir darum, die Wertschöpfung in Österreich bzw. in Europa zu halten“, stellte Matthä klar. Da die Steuerzahler die Züge refinanzieren, sei es wichtig, dass diese auch in Europa produziert werden. Derzeit muss bei Ausschreibungen der ÖBB die Wertschöpfung zu mindestens 50 Prozent in Europa stattfinden, der Bahn-Chef wünscht sich hier 80 Prozent.

Die Investitionen fließen – neben den großen Infrastrukturvorhaben wie Semmering-, Koralm- und Brennerbasistunnel – auch in neues Zugmaterial. Die ÖBB wollen u.a. neue Doppelstock-Waggons für den Nahverkehr im Wiener Raum anschaffen, neue Nachtzüge, neue Railjet-Garnituren für den Brennerverkehr und neue Talent 3-Triebzüge in den Bundesländern. Damit wird den wachsenden Fahrgastzahlen entsprochen.

Zum Bilanzstichtag per Ende 2018 waren bei den ÖBB (inklusive Lehrlingen) 43.411 Personen beschäftigt, im Jahr davor waren es 42.850. Da das Durchschnittsalter der Beschäftigten bei über 46 Jahren liege suchen die Bundesbahnen Tausende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erläuterte Finanzvorstand Arnold Schiefer. „Der Generationenwechsel kommt voll in Gang“. In Pension gehe der durchschnittliche ÖBB-Beschäftigte heute mit fast 61 Jahren. Auch mit dem Thema Personalfluktuation müsse man sich erstmals beschäftigen. Die frühere „Lebensentscheidung“ für den Eisenbahnerberuf gebe es heute nicht mehr. (APA)