US-Konjunktur legt kräftig zu

Washington (APA/Reuters) - Die US-Wirtschaft hat zu Jahresbeginn überraschend deutlich an Fahrt gewonnen. Zwischen Jänner und März legte das...

Washington (APA/Reuters) - Die US-Wirtschaft hat zu Jahresbeginn überraschend deutlich an Fahrt gewonnen. Zwischen Jänner und März legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 3,2 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Experten sprachen von einer „Riesenüberraschung“, sie hatten mit nur 2,0 Prozent gerechnet nach 2,2 Prozent Ende 2018.

Der private Konsum, der mehr als zwei Drittel des US-BIP ausmacht, legte zwar nicht mehr so stark zu wie zuletzt. In die Bresche sprangen dafür der ausgabefreudige Staat sowie der Außenhandel: Mitten im internationalen Zollstreit steuerte er bei anziehenden Exporten und rückläufigen Importen mehr als einen Prozentpunkt zum BIP-Plus bei. Eine große Portion des Wachstums ging auch auf einen deutlichen Lageraufbau zurück.

„Es läuft nach wie vor rund in der US-Wirtschaft“, erklärte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. „Daran wird sich auch in den kommenden Quartalen kaum etwas Prinzipielles ändern - wenngleich die Zuwächse etwas geringer ausfallen werden.“ Der Dollar erhielt mit den BIP-Daten kräftig Auftrieb: Der Euro fiel auf ein Zwei-Jahres-Tief von 1,1110 Dollar. An der US-Börse zogen die Kurse vorbörslich an.

Zuletzt häuften sich positive Meldungen aus der Wirtschaft: So lief das Neubaugeschäft im März so gut wie seit November 2017 nicht mehr und die Einzelhändler erzielten das größte Umsatzplus seit eineinhalb Jahren. „Die zu Jahresanfang intensiv diskutierten Risiken für die US-Wirtschaft haben sich in den letzten Monaten mehr und mehr verflüchtigt“, meint Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner.

Die US-Notenbank Fed könne bei ihrer Sitzung am Mittwoch daher „unbesorgt an der Seitenlinie“ bleiben. Der Volkswirt erwartet ebenso wie viele andere Experten, dass der Leitzins in der Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent bleiben wird. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell hatten ihn 2018 aggressiv angehoben. Dieses Jahr schwenkten sie angesichts des internationalen Handelsstreits und der Abkühlung der Weltwirtschaft um und verordneten sich eine Pause.

US-Präsident Donald Trump hat die Fed jüngst erneut heftig angegriffen. Er warf ihr vor, mit den Zinsschritten der heimischen Konjunktur und den Aktienmärkten geschadet zu haben. Trump hat sich vorgenommen, das Wachstum auf mindestens drei Prozent hochzutreiben - eine Zahl, die mit 2,9 Prozent 2018 fast erreicht wurde. „Da frische Wachstumstreiber aber fehlen, wird die Wirtschaft nicht an den Wachstumserfolg von 2018 anknüpfen“, sagte der Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe voraus. Höhere Staatsausgaben und Zölle könne Trump deshalb womöglich als Mittel ansehen, das Wachstum noch zu steigern und seine Wiederwahlchancen zu steigern.

~ WEB http://www.federalreserve.gov/ ~ APA437 2019-04-26/15:49