ORF-Moderator Armin Wolf: Erneut im Visier der FPÖ
ORF-Moderator Armin Wolf ist nicht zum ersten Mal Attacken der Freiheitlichen ausgesetzt. Das jüngste FPÖ-TV-Video persifliert ihn sogar.
Wien –Es war der (medien)politische Aufreger der Woche: das eskalierte ZiB2-Interview zwischen ORF-Anchorman Armin Wolf und dem EU-Wahl-Spitzenkandidaten Harald Vilimsky am Dienstagabend. Auslöser für die Drohung Vilimskys gegenüber Wolf live auf Sendung – „das ist etwas, das nicht ohne Folgen bleiben kann“ – war die visuelle Gegenüberstellung zweier grafisch sehr ähnlicher Sujets: ein Cartoon der steirischen FPÖ-Parteijugend, in dem eine einheimische Familie von finsteren Zuwanderern mit langer Nase, Bart und Buckel bedroht wird, und die Darstellung eines Juden aus dem NS-Kampfblatt Der Stürmer.
Nun ist es nicht das erste Mal, dass sich die FPÖ auf Wolf einschießt. Vor einem Jahr hatte der ZiB2-Moderator FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wegen Kreditschädigung, Ehrenbeleidigung und übler Nachrede geklagt, nachdem Strache ihm in einem Facebook-Posting Lügen vorgeworfen hatte. Man verglich sich außergerichtlich: eine Entschuldigung auf Facebook und in einem Krone-Inserat. Die Entschädigungszahlung von 10.000 Euro spendete Wolf dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW).
„Ausdrücklich halte ich fest, dass ich Dr. Armin Wolf stets als höchst korrekten und professionellen Journalisten erlebt habe“, hieß es damals in Straches Entschuldigung und Widerruf. Ein Lippenbekenntnis? Am Freitag, beim EU-Wahlkampfauftakt der FPÖ in der Lugner-City, packte der Vizekanzler wieder die Verbalkeule aus: Als „Großinquisitor“ habe ZiB-Moderator Armin Wolf dem ORF „einen massiven Schaden zugefügt“, so der Parteichef vor seinen Anhängern.
Dass die FPÖ Armin Wolf bewusst erneut als Zielscheibe ausgesucht hat, legt auch ein Video von „FPÖ-TV“ nahe, das am Donnerstag, also eineinhalb Tage nach dem Eklat im ZiB2-Interview, freigeschaltet wurde. Wesentlicher Inhalt des einminütigen Clips ist das Ansinnen der Freiheitlichen, ihre Anhänger zur Teilnahme an der EU-Wahl zu motivieren. Parteichef Strache schenkt in dem Video Bier an einen FPÖ-Anhänger aus, der eigentlich nicht wählen gehen will. Wer der Wahl fernbleibe, unterstütze nur „diese rot-grünen Zuwanderungsfanatiker“, sagt Strache dem Fan. Inmitten der „rot-grünen Partygesellschaft“ in der Bar ist nicht nur das Gesicht von ÖVP-Spitzenkandidat Othmar Karas (Vilimskys erklärter Gegner im Wahlkampf) „mitten unter den linken Fans anzutreffen“, wie es die FPÖ in einer Aussendung formulierte. Auch eine aufgeregt-dümmlich dargestellte TV-Reporterin mit dem eingeblendeten Namen „Armina Wolf“ kommt ins Bild.
Der öffentlich ausgetragene Streit der FPÖ mit Wolf fällt in eine Zeit, in der sich die blaue Regierungspartei mit unangenehmen Themen auseinandersetzen muss: zuerst die Debatte über die Nähe zu den Identitären, dann die Aufregung um das „Rattengedicht“ aus Braunau. Laut aktueller ATV-Umfrage ist fast die Hälfte der ÖsterreicherInnen der Ansicht, dass Vizekanzler Strache seine Partei nicht unter Kontrolle hat. Meinungsforscher Peter Hajek, dessen Institut Public Opinion Strategies die Umfrage (unter 500 Personen) durchgeführt hat, dazu: „Solange Parteichef Strache von der eigenen Wählerschaft Tatkraft attestiert wird, hat er von Wählerseite wenig zu befürchten. Ob die blauen Funktionäre das auch so sehen, ist eine andere Frage.“ (car)