Politisches Gewicht des Seniorenbundes soll wieder steigen
Patrizia Zoller-Frischauf will dem Seniorenbund mehr Gehör verschaffen. Seit gestern ist sie dessen Obfrau.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck – Der Generationenwechsel im Tiroler Seniorenbund ist vollzogen. Langzeitobmann Helmut Kritzinger trat beim gestrigen 16. Landestag in der Messe Innsbruck zurück. Die 235 stimmberechtigten Delegierten wählten Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (VP) mit 98,7 Prozent zur neuen Obfrau.
Was reizt einen, den Seniorenbund zu übernehmen?
Patrizia Zoller-Frischauf: Das werde ich öfter gefragt. Ich bin für Senioren politisch zuständig und habe deshalb viel Kontakt zu ihnen. Die Frage hat mich sehr überrascht, aber auch sehr gefreut. Nach einer Nacht Bedenkzeit habe ich sehr gerne Ja gesagt.
Muss man sich mit so einer Aufgabe automatisch auch schon mit der eigenen Pension beschäftigen?
Zoller-Frischauf: Es ist ein Fehler, sich nicht mit dem Älterwerden zu beschäftigen. Man muss sich mit der Veränderung des Körpers beschäftigen und damit, wie das Leben weiter einen Sinn machen kann. Nur weil man zum Seniorenbund geht, heißt das nicht, dass man auch in Pension gehen muss.
Man hört im politischen Alltag viel von den VP-Bünden AAB, Wirtschafts- und Bauernbund. Vom Seniorenbund kommt da nur gelegentlich eine Ansage ...
Zoller-Frischauf: Das wird sich ändern.
Ist Ihnen der Seniorenbund derzeit politisch zu leise?
Zoller-Frischauf: So würde ich es nicht sagen. Aber wenn eine Landesrätin den Seniorenbund übernimmt, dann hat er auch politisch mehr Gewicht in der Tagespolitik. Das liegt in der Natur der Sache. Wir werden das auch nutzen. Der Seniorenbund ist schon laut und spürbar, aber mehr im Servicebereich. Man muss aber beides machen, damit man für die Senioren etwas bewegen kann. Die politischen Forderungen werden kommen. Wir sind mit rund 27.500 Mitgliedern die stärkste Teilorganisation in der ÖVP.
Sind gar zu wenig Seniorenvertreter aktuell im Landtag vertreten?
Zoller-Frischauf: Wir müssen davon abkommen, Seniorenpolitik vom Alter der Abgeordneten aus zu sehen. Nur weil einen in der Früh nichts weh tut, kann man trotzdem gute Seniorenpolitik machen. Wir müssen auch jüngere Abgeordneten dazugewinnen.
Wie sehr sehen Sie den Generationenvertrag im Hinblick auf die Sicherung der Pensionen in Gefahr?
Zoller-Frischauf: Man kann die Augen vor dem demografischen Wandel nicht verschließen. Das faktische Pensionsantrittsalter wird steigen müssen, um das System aufrechtzuerhalten. Frühpensionierungen müssen zurückgedrängt werden.
Ein ungelöstes Thema ist die Finanzierung der Pflege. Sind Sie für eine solidarische Pflegeversicherung?
Zoller-Frischauf: Ich persönlich bin dafür. Anders werden wir die Pflege nicht mehr finanzieren können. Wir müssen uns mehrere Schienen einfallen lassen. Die Abschaffung des Pflegeregresses war ein Fehler, der aber wohl nicht mehr umzukehren ist.
Was wird neu unter Ihrer Obfrauschaft?
Zoller-Frischauf: Unter anderem wird das Büro der Landesorganisation übersiedeln.
Sind Sie für ein Alterslimit beim Autofahren?
Zoller-Frischauf: Ein generelles Alterslimit kann nicht die Antwort sein. Es kommt immer auf den Gesundheitszustand der betreffenden Person an. Ältere Fahrzeuglenker sind erwiesenermaßen seltener in Unfälle verwickelt.
Und bei Politikern?
Zoller-Frischauf: Die Wähler lassen es ohnedies nicht zu, dass Politiker zu alt werden.
Wollen Sie so lange im Amt bleiben wie Ihr Vorgänger Kritzinger?
Zoller-Frischauf: Das geht sich altersmäßig nicht aus.