Nürnberg im Steirer-Fokus: Vorbild und Umsatzbringer
Nürnberg/Graz (APA) - Nürnberg und die Steiermark - laut LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) zwei sich „liebende Stachelschweine“ - haben angeb...
Nürnberg/Graz (APA) - Nürnberg und die Steiermark - laut LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) zwei sich „liebende Stachelschweine“ - haben angebandelt: Die deutsche Metropolregion mit ihren rund 3,5 Mio. Einwohnern kann für die Grüne Mark in vielerlei Hinsicht ein Vorbild sein. Aber auch Umsatzbringer: Die E1, Tochter der Energie Steiermark mit Sitz in Nürnberg, erwartet 2019 einen Umsatz von rund 7,5 Mio. Euro.
Die Steiermark mit ihren gut 1,2 Mio. Einwohnern hat zwar in punkto Bevölkerung nur etwa ein Drittel der Metropolregion Nürnberg in Bayern, Parallelen und Anknüpfungspunkte wurden bei der Delegationsreise des Landes Steiermark aber genug gefunden: Sowohl das deutsche Vorbild als auch die Steirer haben den Fokus auf die Bereiche Wirtschaft und Wissenschaft gelegt. Nürnberg hat sich mit seinem Leitbild namens „Wachstum und Beschäftigung“ - kurz WaBe - sieben Kompetenzfelder gesucht, in denen „wir ganz besonders gut sind“, formulierte es Markus Lötzsch vom Forum Wirtschaft und Infrastruktur der Metropolregion.
Zu den sieben Felder zählen Automotive, Logistik, Energie und Umwelt oder etwa auch Information und Kommunikation. Manche der Bereiche überschneiden sich mit den Kompetenzen der Steiermark, wodurch Nürnberg Ideen liefern kann. In der steirischen Landesentwicklungsstrategie 2030+ wurden ebenfalls sieben Leitthemen festgelegt: Digitalisierung, Wirtschafts- und Arbeitsstandort, Mobilität, Siedlungsentwicklung, Ressourcenmanagement, Wissen und Ausbildung sowie Sicherheit.
Die WaBe beruht laut Lötzsch auf dem Grundsatz: „Eine gesunde Gesellschaft braucht eine gesunde Wirtschaft.“ Entsprechend werden Ideen heruntergebrochen, um sie zu „operationalisieren“. Zahlreiche Projekte - getragen von Unternehmen und Hochschulen - konzentrieren sich nicht nur auf den eigenen Erfolg, sondern stellen ihn auch in Bezug zur Zivilgesellschaft und zur Politik.
Die Nürnberger schauen sich etwa das Durchschnittseinkommen ihrer Bürger an und berechnen daraus Entwicklungsmöglichkeiten. „Das müssen auch wir in der Steiermark mehr bedenken“, sagte Schickhofer zur APA. Man wolle „nicht nur Wachstum, sondern auch Arbeitsplätze schaffen“. Der steirische SPÖ-Chef erkannte auch Entwicklungspotenziale für die dortigen Ballungszentren Leoben, Bruck oder Voitsberg, die alle von Graz aus mit der S-Bahn in unter einer Stunde erreichbar sind.
Manche Regionen und Bezirke der Steiermark agieren bereits wie Mini-Metropolen: Die Gemeinden des Bezirkes Murau etwa haben sich zusammengetan, um zwei bis drei künftige Wirtschaftsstandorte zu finden, an denen Unternehmen verstärkt angesiedelt werden sollen. Ähnliche Tendenzen gibt es auch in der Wirtschaftsregion Hartberg oder bei den Gemeinden entlang der gerade in Bau befindlichen Koralmbahn. In der Obersteiermark hat sich „Kraft. Das Murtal“ gebildet, das ebenfalls als Wirtschaftsnetzwerk von knapp 100 Unternehmen fungiert.
Nürnberg und die Steiermark wollen voneinander lernen, so die Übereinkunft von Schickhofer und Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD). Wesentlicher Baustein der Nürnberger WaBe ist auch die Stärke ihres Messestandorts: Es sei der Marktplatz ihrer sieben Themen, wo sich alle Akteure der Kompetenzfelder treffen und Kooperationen vereinbaren. Der Verband mit anderen Städten und Regionen in der Metropolregion sei laut Lötzsch keineswegs eine „Liebeshochzeit“ gewesen, sondern zweckorientiert. Ähnlich könnte wohl auch die Zusammenarbeit mit der Steiermark aussehen, denn Nürnberg ist für die Grüne Mark sowohl Partner als auch Konkurrent - eben „zwei sich liebende Stachelschweine“.
Etabliert hat sich dagegen bereits die E1 in Nürnberg: Das Kerngeschäft des Energie Steiermark-Tochterunternehmens liegt im Bereich Energiesparen und Effizienzmaßnahmen, wobei die wichtigsten Kunden aus dem öffentlichen Sektor kommen. Das Unternehmen hat rund 30 Mitarbeiter, deutschlandweit gibt es drei weitere Büros.
Die Energie Steiermark hat das Geschäft 2016 von einer Tochter der WISAG Industrie Service Holding übernommen. Beraten werden vor allem Gemeinden, die ihre Energiekonzepte umstellen wollen. Im März wurde die E1 zum „Besten Europäischen Energie-Dienstleister 2019“ gekürt. Ausgezeichnet wurde ein Projekt in Mannheim, „bei dem zusammen mit dem Studierendenwerk durch mehrere Energieeffizienzmaßnahmen und eine vollständige Sanierung des dortigen Wohnheimes eine Reduzierung des Stromverbrauchs um 19 Prozent, des Fernwärmeverbrauchs um 18 Prozent und des Wasserverbrauchs um 31 Prozent erreicht werden konnte“, hieß es auf APA-Anfrage seitens der Energie Steiermark. Die CO2-Einsparungen wurden mit über 157 Tonnen pro Jahr beziffert. Aktuelle Referenz-Projekte seien Aufträge für die Polizeiakademie Oldenburg und die Stadtwerke Aschaffenburg.