Russisch unterwegs: Ballet Vlaanderen im Festspielhaus St. Pölten
St. Pölten (APA) - Mit russischem Programm hat das Ballet Vlaanderen am Freitagabend im Festspielhaus St. Pölten gastiert. Als Österreich-Pr...
St. Pölten (APA) - Mit russischem Programm hat das Ballet Vlaanderen am Freitagabend im Festspielhaus St. Pölten gastiert. Als Österreich-Premieren waren Igor Strawinskys „L‘Oiseau de Feu“ und „Exhibition“ (nach „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski/Maurice Ravel) in der Lesart des flämisch-marokkanischen Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui zu sehen: klassizistische Tafelbilder, in Posen erstarrt.
Die Fabel vom Feuervogel hat Strawinsky 1909 als Ballett komponiert, 1945 folgte eine zweite Fassung, die Cherkaoui verwendet. Allerdings verzichtet er dabei weitgehend auf das ursprüngliche Libretto und belässt es bei durchaus imaginativen Impressionen. Das Bühnengeschehen scheint sich nach anfänglichem Farbenspektakel samt Spiegeleffekten zu einer „Fire & Ice“-Variation zu wandeln: weiße Federn fallen wie Schnee zu Boden, das Feuer ist erloschen, der Winter hält Einzug. Das mag ein poetisches Konzept sein, vermag aber in diesem Kontext nicht restlos zu überzeugen.
Auch die „Bilder einer Ausstellung“ wirken seltsam virtuell. Goldene Rahmen dienen als Bühnenbild-Accessoires, die einen Zusammenhang mit dem Ausgangswerk herstellen sollen, Stringenz kommt dennoch nicht wirklich auf. Da wacheln die Küken mit den Armen, glänzt die Hexe Baba-Yaga durch Abwesenheit, dient das mickrige Tor von Kiew offenbar bloß dazu, um Tänzerinnen hineinzubugsieren, und ja, tatsächlich fällt auch einmal jemand aus dem Rahmen. Als Epilog erklingt noch einmal die melancholische Melodie des Ochsenkarrens am Klavier - immerhin ein Pomp, Glanz und Gloria konterkarierendes Finale.
In beiden Produktionen hat Cherkauoi diesmal im Vergleich zu früheren Gastspielen erstaunlich wenig gewagt und arbeitet in Bewegung und Optik mit vielen Versatzstücken. Die Company leistet wohl Beträchtliches, doch fehlt insgesamt der zündende Funke, die ersichtliche Inspiration, es bleibt beim Deja-vu, in den besten Momenten mit Ironie verbrämt. Das Tonkünstler-Orchester NÖ spielte live unter der Leitung von Yannis Pouspourikas, beherzt der undankbaren Aufgabe verpflichtet, sich primär an der Choreografie zu orientieren.