Extremismus

„Identitären-Sprech“: Strache legt nach, NEOS appellieren an Kurz

Heinz-Christian Strache denkt über eine Rückkehr in die Politik nach.
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Vizekanzler Strache benutzte und verteidigte in einem Interview den häufig von den Identitären gebrauchten Beriff „Bevölkerungsaustausch“. Auf Facebook legte er mit einem Posting nach. Die SPÖ kritisierte, der Vizekanzler antworte im „Identitären-Sprech“. Die NEOS fordern von Kurz eine Aufkündigung der Koalition. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker rückte zur Verteidigung aus.

Wien – Vizekanzler Heinz Christian Strache hat in einem Interview mit der Kronen-Zeitung den von den Identitären verwendeten Begriff des „Bevölkerungsaustauschs“ gebraucht. Die FPÖ gehe „den Weg für unser Heimatland Österreich, den Kampf gegen den Bevölkerungsaustausch, konsequent weiter, wie es die Menschen von uns auch erwarten“, sagt Strache.

Auf den Einwand, dass „Bevölkerungsaustausch“ ein Begriff der rechtsextremen Szene sei, entgegnet der FPÖ-Obmann in der Sonntag-Ausgabe der Krone: „Das ist ein Begriff der Realität. Wir wollen nicht zur Minderheit in der eigenen Heimat werden. Das ist legitim, und redlich und zutiefst demokratisch. Nur dort, wo jemand versucht, seine politischen Ziele mit Gewalt durchzusetzen, handelt es sich um Rechtsextremismus, der selbstverständlich in einer Demokratie nichts verloren hat.“

Auf Facebook legte Strache am Sonntagnachmittag nach. Er schrieb: „Tauschen wir auch auf europäischer Ebene die linken Willkommenskulturpolitiker und Zuwanderungsfanatiker aus, bevor diese die eigenen europäischen Bevölkerungen ausgetauscht haben“.

SPÖ: Strache verwendet „Identitären-Sprech“

Sabine Schatz, SPÖ-Sprecherin für Gedenkkultur, fragt dazu auf Twitter Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), wie viel die Distanzierung der FPÖ von den Identitären wert sei, wenn Strache „im Identitären-Sprech antwortet“. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda erinnerte in einer Aussendung an einen schon bekannten Auftritt des steirischen FPÖ-Abgeordenten Wolfgang Zanger bei einer Kundgebungen der Identitären in Judenburg im Februar 2016.

Mit der Verwendung des Begriffs „Bevölkerungsaustausch“ setze Strache „brandgefährliche Signale“, kritisierte auch NEOS-Generalsekretär Nikola Donig in einer Aussendung.

„Dass der Vizekanzler der Republik bewusst Begriffe in den Mund nimmt, die der Massenmörder von Christchurch zur Rechtfertigung seiner Verbrechen verwendet hat, zeugt von der Geisteshaltung Straches und der Partei, der er vorsteht“, so der NEOS-Generalsekretär. An die Adresse von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) richtete Donig den Appell, die Liaison mit den Freiheitlichen zu beenden. Kurz hatte vor kurzem das Vokabular und Gedankengut der Identitären als „widerlich“ bezeichnet.

FPÖ-Generalsekretär verteidigt Begriff

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker hat am Sonntag die Verwendung des Begriffs „Bevölkerungsaustausch“ durch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (ebenfalls FPÖ) verteidigt. „Es kann doch nichts Verwerfliches sein, wenn der österreichische Vizekanzler real stattfindende Entwicklungen in unserem Land aufzeigt“, so Hafenecker in einer Aussendung.

Es sei eine Tatsache, dass sich Österreich durch die „übermäßige linke Zuwanderungspolitik“ immer mehr zu einem Land mit muslimischer Mehrheit entwickle. Dazu hätten auch die SPÖ-geführten Regierungen beigetragen, für die Integration ein Fremdwort gewesen sei.

Hofer hat „andere Sorgen als Ausrutscher“

FPÖ-Regierungskoordinator und Verkehrsminister Norbert Hofer erklärt unterdessen im Nachrichtenmagazin Profil zu den in letzter Zeit in gehäufter Zahl aufgetretenen „Einzelfällen“ in der FPÖ: „Wir haben andere Sorgen als Ausrutscher: dass sich Österreich durch übermäßige Zuwanderung zu einem Land mit muslimischer Mehrheit entwickelt.“ (TT.com/APA)