FPÖ nominiert deutschnationalen Maler: Opposition übt Kritik
Der Innviertler Künstler Odin Wiesinger steuerte unter anderem Werke für das rechte Magazin „Infor-Direkt“ und die mittlerweile eingestellte „Aula“ bei. Die Bestellung des Beirats soll am Montag beschlossen werden.
Linz – Der Andorfer Maler Odin Wiesinger, seit dem Präsidentschaftswahlkampf als Lieblingskünstler von Norbert Hofer bekannt, soll Mitglied des oö. Landeskulturbeirates werden. Die FPÖ hat ihn nominiert. Die Liste aller Kandidaten wird Montag der Landesregierung zum Beschluss vorgelegt. Wiesinger hat u. a. für das rechte Magazin Info-Direkt und für die im Vorjahr eingestellte Aula Werke beigesteuert.
FPÖ hat keine Bedenken
Die FPÖ sehe keine Bedenken mit der Ernennung, bestätigte ein Sprecher von Landesparteichef und Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner diese am Sonntag. Das Büro von Landeshauptmann und Kulturreferent Thomas Stelzer (ÖVP) verwies am Sonntag darauf, dass die Statuten des Landeskulturbeirats „ein eigenständiges Nominierungsrecht für alle im Landtag vertretenen Parteien“ vorsehe.
Der Maler, der eigentlich Manfred mit Vornamen heißt, hat sich seinen „Couleurnamen“ Odin (eine germanische Gottheit) von seiner Burschenschaft beibehalten. 2016 hatte er von Info-Direkt den Auftrag erhalten, für die aktuelle Ausgabe zu dem in Linz stattfindenden Kongress „Verteidiger Europas“ das Titelbild zu gestalten. Sein Werk „Junger Verteidiger Europas“ sollte laut dem Magazin bei dem rechten Treffen versteigert werden. Laut Wiesinger sei der Jüngling mit einem Holzschwert die bildhafte Darstellung des Sprichwortes: „Was du liebst, musst du verteidigen; und wäre deine Waffe aus Holz!“.
Grüne und SPÖ üben scharfe Kritik an Nominierung
Die FPÖ-Nominierung Wiesingers für Oberösterreichs Landeskulturbeirat stößt bei Grünen und SPÖ auf Empörung. Beide Landesparteien sehen das als „Provokation“ der mit der ÖVP regierenden Freiheitlichen. Sie fragten sich Montagvormittag, wie lange Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) dem noch zusehe und wann er die „Stopptaste“ drücke.
Der Grüne Kultursprecher Severin Mayr forderte vor der Regierungssitzung Montagnachmittag, in der die Liste aller Kandidaten zum Beschluss vorgelegt wird, „bei der Bestellung der neuen Mitglieder des Landeskulturbeirates noch einmal einen Schritt zurückzugehen“. Die FPÖ solle jemanden finden, dem „Verbindungen zu Rechtsaußen-Organisationen nicht nachgesagt werden können“.
SPÖ: Freiheitliche testen „Schmerzgrenze“ aus
SPÖ-Landesparteichefin und Landesrätin Birgit Gerstorfer hat angekündigt, in der Regierungssitzung den Antrag zu stellen, die Nominierung zurückzustellen. Sie sieht in Wiesingers Ernennung „nach den jüngsten rechtsextremistischen Ausfällen in der FPÖ („Rattengedicht“, Nähe zu den Identitären) den nächsten Versuch von Landeshauptmann-Stellvertreter Haimbuchner, Zwietracht zu säen“. Auch die Grünen glauben, dass die FPÖ offenbar versuche herauszufinden, wo „Stelzers Schmerzgrenze“ liege.
„Kunst bleibt Kunst und diese hat kein Mensch einzuengen oder zu verbieten - ob Gabalier oder Wiesinger.“ Wer das versuche, habe in Österreichs Politik nichts verloren, kommentierte indes FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker den Protest von SPÖ und Grünen gegen die Nominierung des Innviertler Künstlers.
Die Kulturplattform OÖ (KUPF) sowie die SPÖ-nahe Gesellschaft für Kulturpolitik (gfk) haben gemeinsam in einem Offenen Brief an Stelzer appelliert, „sich die Tragweite dieser Nominierung bewusst zu machen“ und ersuchen ihn, „in seiner Funktion als Kulturreferent und Landeshauptmann die Nominierung“ abzulehnen und sich „von allen Versuchen seitens der FPÖ, unser Land kulturpolitisch um Jahrzehnte zurückzuwerfen“ zu distanzieren.
Strittiger Künstler
Der 1961 geborene Innviertler ist bei den Freiheitlichen ein gern gesehener Künstler. Er ist nicht nur mit Hofer sondern auch mit dem ehemaligen Dritten Nationalratspräsidenten und ebenfalls schlagenden Burschenschafter Martin Graf befreundet. So haben einige von Wiesingers Werke – die er auch für das als rechtsextrem eingestufte und inzwischen eingestellte Blatt Aula malte – die Tradition der Studentenverbindungen zum Thema. Als Abschiedsgeschenk bekam Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) 2017 von Haimbuchner einen Gutschein für ein Gemälde von dem strittigen Künstler überreicht. Und jetzt soll er für die Blauen in den Landeskulturbeirat einziehen.
Insgesamt werden neun von der Politik bestimmte Personen in dem beratendem Gremium sitzen. Zudem konnten sich Kulturschaffende und Kultureinrichtungen für die Mitgliedschaft bewerben oder Persönlichkeiten dafür vorschlagen. Am 8. Juni beginnt die neue, vierjährige Funktionsperiode. (APA)