Bezirk Reutte

Land Tirol präsentiert Lärmstudie in Stanzach

Die lärmgeplagte Bevölkerung hofft auf einschneidende Maßnahmen. LHStv. Felipe stellt ein Sonntagsfahrverbot in den Raum.
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Am 23. Mai wird sich im Gemeindesaal zeigen, welche konkreten Maßnahmen LHStv. Ingrid Felipe plant. Auch EU-Wahlwerber kommen.

Von Helmut Mittermayr

Stanzach, Innsbruck –Vor genau einem Jahr hatte die Initiative „Xund’s Lechtl“ zur Podiumsdiskussion über den ausufernden Motorradlärm im Außerfern in den Gemeindesaal nach Stanzach gebeten. Der Saal war damals zum Bersten gefüllt – und dürfte es in zehn Tagen wieder sein. Denn jetzt lädt das Land Tirol zum gleichen Thema – zur Präsentation der Lärmstudie, die gerade vorgestellt wurde. 571 Personen waren im Bezirk befragt worden. Das Ergebnis spricht Bände – fast jeder Zweite fühlt sich vom Motorradlär­m stark belastet. Ein im internationale­n Vergleich außergewöhnlic­h hoher Wert, wie Experten erklären. Neben Verkehrszählungen und Lärmmessunge­n wurde auch ein Lärmausbreitungsmodell erstellt. Hier ist jedes einzelne Haus im Außerfern kartiert.

Bei der öffentlichen Veranstaltung am 23. Mai um 19 Uhr im Gemeindesaal Stanzach präsentiert das Land Tirol nun die Ergebnisse dieser von LHStv. Ingrid Felipe in Auftrag gegebenen Studie. „Die lärmgeplagte Bevölkerung ist herzlich eingeladen, mit den Vertretern des Landes auch darüber zu diskutieren, welche Konsequenzen aus den Ergebnissen zu ziehen sind“, heißt es. Denn eines stehe bereits fest, das Problem sei kein eingebildetes einiger weniger Querulanten. Entlang der beliebten Motorradstrecken im Außerfern und im Oberallgäu mahnen wieder große Plakate zum Leise-Fahren. Diesem Aufruf zur Rücksichtnahme schließen sich 2019 auch Pfronten, Bichlbach und Steeg sowie das Tiroler Wipptal und das Sellraintal an.

„Je weitere Kreise diese Kampagne zieht, desto mehr dringt das Problem ins öffentliche Bewusstsein. Das alleine macht die Motoren aber nicht leiser“, räumt REA-Geschäftsführer Günter Salchner ein. Die Regionalentwicklung Außerfern (REA), die Bezirkshauptmannschaft Reutte, das Landratsamt Oberallgäu und die Polizei auf beiden Seiten der Grenze unterstützen die Gemeinden im Kampf gegen zu viel Dezibel. Viel mehr als Geschwindigkeitsbeschränkungen und Überholverbote gibt allerdings der derzeitige Rechtsrahmen nicht her. Es fehlt etwa ein Immissionsschutzgesetz „Lärm“ für den Straßenverkehr. Anzusetzen sei auch bei der Motorrad­industrie, erklärt Salchner. Denn die Motoren seien viel lauter, als sie aus technischen Gründen sein müssten. Viele Motorräder würden sich letztendlich über den Sound verkaufen. „Doch das Sound­erlebnis von Individualisten muss dort enden, wo es für die Allgemeinheit gegen die Gesundheit und die Lebensqualität geht.“ Nicht nur im Außerfern, sondern auch im Schwarzwald, in der Nationalparkregion Eifel und in anderen Kommunen und Landkreisen in ganz Deutschland bringt sich derzeit die lärmgeplagte Bevölkerung in Stellung. Unter dem Titel „Krach oder Klang? Laute Fahrzeuge im Straßenverkehr“ lädt das deutsche Umweltbundesamt am 12. Juni sogar zu einem Kongress nach Berlin. All diese Initiativen vernetzen sich mit dem Ziel, auch in der EU-Kommission und im Europaparlament Gehör zu finden.

Denn eine Ursache des Problems besteht laut REA im „lärmfreundlichen“ Verfahren der Typengenehmigung und in zahnlosen Grenzwerten. Diese werden wiederum von der EU festgelegt. Einige Tiroler Kandidatinnen und Kandidaten zur Europawahl haben nun ihre Teilnahme an der Stanzacher Regionalkonferenz „Motorradlärm“ am 23. 5. angekündigt, da sie sich im Zuge einer Podiumsdiskussion mit Schülern und Lehrlingen zur EU-Wahl an diesem Tag sowieso schon im Außerfern befinden.

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