Basketball: Kawhi Leonard auf den Spuren von Michael Jordan

Toronto (APA/dpa) - Für diesen Moment lebt jeder Basketball-Profi: Hockend und mit offenem Mund verfolgte Superstar Kawhi Leonard seinen Wur...

Toronto (APA/dpa) - Für diesen Moment lebt jeder Basketball-Profi: Hockend und mit offenem Mund verfolgte Superstar Kawhi Leonard seinen Wurf für die Ewigkeit. Exakt viermal sprang der Ball nach der Schlusssirene im entscheidenden NBA-Play-off-Match der zweiten Runde zwischen den Toronto Raptors und Philadelphia 76ers auf den Korbrand, ehe er durchs Netz fiel und damit dem kanadischen Club den 92:90-Heimsieg brachte.

„Es war großartig“, schwärmte Leonard nach seinen „Buzzer Beater“, mit dem er die „best of seven“-Serie mit 4:3 für Toronto entschied. „Das habe ich noch nie zuvor erlebt, Spiel sieben, ein siegbringender Wurf. Es ist ein Segen, dass ich bis an diesen Punkt gekommen bin, diesen Wurf machen konnte und diesen Moment erleben durfte“, erklärte der Kalifornier, der 2014 den NBA-Titel mit den San Antonio Spurs geholt hatte und dabei als „wertvollster Spieler“ (MVP) der Finalserie ausgezeichnet worden war. Erst im Vorjahr war der Zwei-Meter-Mann im Zuge eines Tauschgeschäfts, in das auch Österreichs NBA-Pionier Jakob Pöltl involviert war, von der texanischen in die kanadische Metropole gewechselt.

Leonard, der aufgrund seiner riesigen Hände - 23,5 Zentimeter lang und 28,5 Zentimeter Spannweite vom Daumen bis zum kleinen Finger - den Spitznamen „The Klaw“ („Die Klaue“) trägt, erhielt 4,2 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 90:90 den Ball. Der 27-Jährige dribbelte anschließend zur Außenlinie und sorgte mit seinem wilden Wurf, der mehr als drei Sekunden benötigte, um im Korb zu landen, für unbändigen Jubel bei den Raptors-Fans und Tränen bei Philadelphia.

So weinte etwa Sixers-Star Joel Embiid aus Kamerun an der Schulter von Torontos spanischem Center Marc Gasol. „Es ist bitter, so zu verlieren, aber es war ein höllischer Wurf und eine fantastische Serie“, betonte Philadelphias Coach Brett Brown. „Als der Ball an den Ring ging, hatte ich sofort das Gefühl, dass er reingehen würde. Es hat mich überhaupt nicht überrascht. Wenn man den Ring aus diesem Winkel trifft und der Ball gerade nach oben geht, besteht immer die Chance, dass er dann reingeht.“

Erstmals in der Geschichte der National Basketball Association (NBA) wurde ein sogenanntes „Game 7“ einer Play-off-Serie durch einen „Buzzer Beater“ entschieden. Und es war überhaupt erst das zweite Mal, dass der Aufstieg in einem NBA-Entscheidungsmatch mit einem Wurf in allerletzter Sekunde fixiert wurde. Bisher war dies nur dem legendären Michael Jordan gelungen: „His Airness“ hatte am 7. Mai 1989 mit seinem finalen Sprungwurf auf Höhe der Freiwurflinie für den 101:100-Auswärtssieg der Chicago Bulls über die Cleveland Cavaliers gesorgt. Damals war in der ersten NBA-Play-off-Runde noch im „best of five“-Modus gespielt worden.