Frauen am Bau haben weiter Seltenheitswert
Mit der „Erlebniswelt Baustelle“ will die WK bereits im Kindesalter für handwerkliche Berufe begeistern. Die Lehrlingszahlen im Bezirk steigen.
Von Jasmine Hrdina
Kufstein – Es wurde gehämmert, geschraubt und gespachtelt, der Garten der Kufsteiner Wirtschaftskammer verwandelte sich gestern und wird auch heute noch zur riesigen Baustelle für Sechs- bis Zwölfjährige. 500 Schüler aus dem Bezirk tauchen heuer wieder in den Alltag von Lehrberufen wie Dachdecker, Elektrotechniker, Installateur und Co. ein.
Die „Erlebniswelt Baustelle“ der WK und der Tiroler Bauwirtschaft tourt durch ganz Tirol, hinter dem Spaß steckt aber Ernst: „Wir wollen, dass die Lehre wieder mehr wertgeschätzt wird, und sie auf ein höheres Niveau heben“, meinte WK-Bezirksstellenobmann Martin Hirner. Gerade im Bereich Handwerk fehle es noch immer an Fachkräften, bei den Kaufleuten gebe es ein Überangebot, schildert der Spartenobmann für Gewerbe und Handwerk Anton Rieder. Dem wolle man auch durch einen Imagewechsel entgegenwirken. „Die Baubranche hat immer noch den Ruf, dass es hier so hart zugeht“, erklärt Rieder. Das schrecke viele Mädchen ab, auf der Baustelle haben sie Seltenheitswert. Durch mehr Frauen im Alltag würde sich der Umgangston am Bau ändern, „und der schreckt heutzutage auch einige Jungs ab“, ist der Bauunternehmer überzeugt. Denn anatomisch bedingte Unterschiede zwischen den Geschlechtern und damit die körperliche Leistungsfähigkeit spiele dank moderner Technik heute keine so große Rolle mehr.
Dabei ist der Spartennachwuchs im Bezirk stark vertreten: Von den 1705 Lehrlingen erlernen 848 Gewerbe- oder Handwerksberufe – im Vergleich zu 2017 stieg diese Zahl im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent. Auch bei den Lehrbetrieben freut man sich über einen Zuwachs von 2,4 Prozent, derzeit bilden 589 Betriebe den Nachwuchs aus, 336 davon in der Sparte Gewerbe und Handwerk. „Wir haben hier eine Trendwende erreicht“, freut sich Hirner.