Klimawandel

„Wir verheizen unsere Zukunft“: Höchster Energieverbrauch seit zehn Jahren

Tirol ist gut beim Sanieren, heizt aber zu viel mit Öl und Gas.
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Erstmals ist der Verbrauch von Heizenergie in Österreich wieder gestiegen. Spitzenreiter beim Verbrauchsanstieg ist Tirol, mit plus 1677 Terrajoul.

Wien — Das Zukunftsforum SHL warnt in einer Aussendung vor dem enorm steigenden Verbrauch an Heizenergie: Nur wenige Monate nach Veröffentlichung der österreichischen Klimabilanz würden aktuelle Zahlen zum Heizverbrauch ein verheerendes Bild zeichnen. Mit 286.026.534 Terajoule (TJ) ist der Gesamtenergieeinsatz der Österreicher erstmals seit zehn Jahren wieder gestiegen undzwar um 3,3 Prozent.

Der Heizenergieeinsatz sei im Vergleichszeitraum sogar um 3,7 Prozent auf 199.965 TJ gestiegen und entspreche somit in etwa dem Jahresenergieverbrauch der 15-Millionenmetropole Mumbai — Strom, Industrie und Verkehr inkludiert.

„Spitzenreiter" Tirol

Anstatt zu sinken sei der österreichische Heizenergieeinsatz im Vergleich zu 2015/16 um 3,7 Prozent gestiegen und nahm damit deutlich stärker zu als die Anzahl der Haushalte ( plus 1,3 Prozent). Regional betrachtet konnte dieser Trend in allen Bundesländern mit Ausnahme von Salzburg und Wien beobachtet werden. Österreichweit am stärksten stieg der Heizenergieverbrauch in Tirol (plus 1677 TJ), gefolgt von Oberösterreich (plus 1638 TJ), Niederösterreich (plus 1447 TJ), und der Steiermark. Nur in Salzburg (minus 223 TJ) und Wien (minus 98 TJ.) nahm der Heizverbrauch ab.

Als Einflussfaktoren könnten klimatische Verhältnisse angeführt werden, die sich in den kommenden Jahren potentiell verstärken dürften, so die SHL in ihrer Aussendung. Mit der globalen Erderwärmung nehme auch extreme Wetterverhältnisse zu, wie zum Beispiel Kältewellen in Mitteleuropa. Während in der Vergangenheit die Atmosphäre über der Arktis durch den Jetstream relativ isoliert gewesen sei, sorge nun ein verringerter Temperaturunterschied zu südlicheren Regionen für ein Abschwächen des Windes, sodass kalte Polarluft immer häufiger nach Europa gelangt und den Heizbedarf steigen ließe.

Information, Beratung und Anreize

„Heizung und Warmwasser allein sind bereits für 25 Prozent der CO2-Emissionen Österreichs verantwortlich", erklärt Andreas Rotter, Obmann des Zukunftsforums SHL und Salzburgs Installateur-Landesinnungsmeister. Bis 2030 müsse Österreichs Jahresbilanz aber rund 3,1 Millionen Tonnen weniger Emissionen im Wärmesektor aufweisen. Die Modernisierung einer veralteten Heizanlage und dem Einbau einer effizienten Warmwasseraufbereitung in einem Wohngebäude, gegebenenfalls in Verbindung mit der Dämmung der oberen Geschoßdecke, könne dabei den CO2-Ausstoß um bis zu 80 Prozent reduzieren. Gleichzeitig würden sich die Heizkosten um bis zu 44 Prozent reduzieren."

„Um den Modernisierungsstau bei Heizungen endlich aufzulösen, brauche es gezielte Information, Beratung und Anreize, die auch wirklich bei den Verbrauchern ankommen", betont auch Martin Hagleitner, stv. Obmann des Zukunftsforums SHL und Vorstand der Austria Email. Darüber hinaus empfiehlt Hagleitner eine Optimierung der Energieberatung in Form von Qualitätskriterien.

Auch steuerliche Begünstigungen im Rahmen der Einkommensteuerveranlagung auf Eigenheime, Eigentumswohnungen sowie Mietwohnungen und die Verkürzung der Abschreibungsdauer bei Instandsetzung von Gebäuden dürfte den Sanierungshunger der Österreicher im Zeichen des Klimaschutzes neu entfachen, so Hagleitner. (TT.com)

Über das Zukunftsforum SHL

Das Zukunftsforum SHL ist ein Zusammenschluss von Österreichs Installateuren (vertreten durch die Bundesinnung und die neun Landesinnungen in der Wirtschaftskammer), der Österreichischen Vereinigung des Sanitär- und Heizungsgroßhandels sowie den renommierten Unternehmen und Marken der Branche (alpha innotec, Austria Email, Danfoss, Grundfos, Herz, Residio / Honeywell Home, Judo, IMI Hydronic, Ochsner, Reflex Austria, THERMOCHEMA, Uponor, Vaillant, Vogel & Noot und Wilo). Der Verein versteht sich als unabhängige Informationsplattform rund um das Thema Heizungsmodernisierung und repräsentiert einen Wirtschaftszweig von rund 2,5 Milliarden Euro und rund 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Weitere Informationen zu der Initiative finden Sie unter: www.wirinstallateure.at/zukunftsforum

Quelle: Statistik Austria Energieeinsatz der Haushalte