Wie Untermieter Legionellen das Leben schwer machen
Wien (APA) - Einen Mechanismus, der die Verbreitung von Legionellen einschränkt, beschreibt ein Forscherteam mit Beteiligung der Universität...
Wien (APA) - Einen Mechanismus, der die Verbreitung von Legionellen einschränkt, beschreibt ein Forscherteam mit Beteiligung der Universität Wien im Fachblatt „mBio“. Die Erreger, die sich in Einzellern einnisten, werden dort demnach von anderen Bakterien gebremst, die mit den Einzellern in Symbiose leben (Endosymbionten). Der Grund liegt darin, dass letztere einen besseren Zugang zu Nähstoffen haben.
Legionellen (Legionella pneumophila) sind der Auslöser der Legionärskrankheit (Legionellose). Diese Form der atypischen Lungenentzündung kann vor allem bei immungeschwächten Menschen lebensgefährlich werden. 2017 gab es in Österreich 228 registrierte Erkrankungen und zehn Todesfälle, heißt es am Dienstag in einer Aussendung der Universität Wien.
Ein internationales Team um Matthias Horn vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft hat sich der Frage angenommen, wie Legionellen ihr Überleben sichern, wenn sie nicht im Rahmen von Infektionen auffallen. Ihren natürlichen Lebensraum haben die Bakterien eigentlich in See- und Flusssedimenten, aber auch in Wasserleitungen sind sie zu finden. „Dort vermehren sie sich in Einzellern, die sie anschließend zerstören. Genau diese Eigenschaft erlaubt Legionellen auch die Infektion des Menschen. Zur Erkrankung kommt es in der Regel erst nachdem sich Legionellen in Einzellern vermehrt haben“, so Horn, dessen Team für die Studie mit Kollegen aus Frankreich und den USA zusammengearbeitet hat.
Dort haben sie es allerdings mit regulär eingemieteten Mitbewohnern zu tun: Denn Einzeller leben oftmals mit anderen Bakterien in einer für alle Partner lohnenden Wohngemeinschaft. Diese gebeten Gäste machen den Ungebetenen laut den Erkenntnissen der Wissenschafter aus mehreren Experimenten das Leben indirekt schwer. So zeigte sich, dass sich die Legionellen in Amöben schlechter vermehren können, die Endosymbionten enthielten. Auch überlebten solche Amöben mit Untermietern einen Legionellen-Befall häufiger.
Darüber hinaus waren „Bakterien, die sich vorher in Amöben mit Endosymbionten vermehrt hatten, deutlich weniger infektiös, konnten also weit weniger effizient neue Amöben attackieren“, so die Studien-Erstautorin Lena König. Als wahrscheinliche Erklärung dafür fanden die Wissenschafter, dass die natürlichen Endosymbionten einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Legionellen haben: Beide Einzeller-Bewohner rittern nämlich um die gleichen Nährstoffe, die Symbionten haben aber gegenüber Legionella pneumophila einen besseren Zugang zu den Ressourcen.
Als Folge davon vermehren sich die Legionellen langsamer und können für die erfolgreiche Infektion von Amöbe und Mensch notwendige Stoffe nicht produzieren, heißt es. Dies beobachtete das Forschungsteam auch bei frisch aus der Umwelt entnommenen Amöben. Es scheint also, als hätte man es hier mit einem Faktor zu tun, der die Verbreitung von Legionellen insgesamt eindämme.
(S E R V I C E - https://dx.doi.org/10.1128/mBio.00333-19)