Sexualpädagogik

Nach Diskussion um TeenSTAR: Experten gegen Kurse mit Lehrer in Klasse

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Nach der Neuregelung von Sexualkunde durch außerschulische Organisationen fordert die Plattform für Sexuelle Bildung Nachbesserungen. Halten sich Lehrer bei Kursen externer Anbieter auch in der Klasse auf, sei die Möglichkeit für Schüler eingeschränkt, offen Fragen zu stellen.

Wien – Nach der Diskussion um den christlichen Sexualkundeverein TeenSTAR hat das Bildungsministerium die Zusammenarbeit von Schulen mit außerschulischen Organisationen in der Sexualpädagogik neu geregelt. Experten der Plattform Sexuelle Bildung fordern nun in einem offenen Brief Nachbesserungen. Sie kritisieren die Vorgabe, dass bei Kursen externer Anbieter auch Lehrer in der Klasse sein müssen.

Dadurch würde vor allem für Schüler an den weiterführenden Schulen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich offen zu äußern, „beträchtlich eingeschränkt“. Manche Themen würden Schüler nur ungern mit ihren Lehrern besprechen und durch deren Anwesenheit könnten die Sexualpädagogen nur schwer an die Lebenswelt und Interessen der Jugendlichen anschließen, warnt die Plattform Sexuelle Bildung, ein Zusammenschluss von sexualpädagogischen Vereinen und Wissenschaftern. Das Ministerium begründete die Regelung damit, dass nur so Lehrer eingreifen können, wenn ein Programm den gesetzlichen Vorgaben widerspricht.

Eigener Budgettopf für Sexualpädagogik gefordert

Dass für die Abhaltung der Kurse künftig kein Geld mehr von den Schülern verlangt werden darf, begrüßen die Experten dagegen. Professionelle Sexualpädagogik dürfe nicht nur jenen zugutekommen, deren Eltern sich das leisten können. Sie fordern einen Budgettopf für Sexualpädagogik, aus dem Schulen die Kosten für „sexualpädagogische Bildungsarbeit“ und Beratung externer Anbieter unbürokratisch ersetzt bekommen. Zusätzlich brauche es Geld für Beratung, Konzeptentwicklung und Elternarbeit.

Die geplanten Akkreditierungsverfahren für Vereine, die sexualpädagogische Kurse an Schulen abhalten dürfen, wird von den Experten grundsätzlich als eine „sinnvolle Maßnahme zur Qualitätssicherung“ begrüßt. Es müsse aber sichergestellt sein, dass auch kleine Vereine eine Chance auf Akkreditierung haben und die derzeitige Vielfalt nicht zugunsten weniger großer Anbieter verloren gehe. Wer akkreditiert werde, solle außerdem eine Förderung erhalten, um Qualitätssicherungsmaßnahmen wie Supervision zu finanzieren.

In puncto Qualitätssicherung muss aus Sicht der Experten vor allem ein „sexualfreundlicher Zugang“ sichergestellt sein, der die Schüler in ihren Bedürfnissen, Erfahrungen, Fähigkeiten und Ambivalenzen ernst nehme. Außerdem müsse Sexualpädagogik einen „lustfreundlichen und diskriminierungskritischen Zugang“ verfolgen, ohne aber Übergriffserfahrungen, Diskriminierung und „schwierige Gefühle und Ambivalenzen“ auszublenden. (APA)

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