Libyen-Konflikt: Macron will abtrünnigen General Haftar treffen

Tripolis (APA/AFP/Reuters) - Angesichts des gewaltsamen Machtkampfs im Krisenland Libyen erwägt Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ein T...

Tripolis (APA/AFP/Reuters) - Angesichts des gewaltsamen Machtkampfs im Krisenland Libyen erwägt Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ein Treffen mit dem abtrünnigen General Chalifa Haftar. Die Lage in Libyen sei „sehr besorgniserregend“, sagte der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian am Dienstag in der Pariser Nationalversammlung.

Der Fahrplan der Vereinten Nationen für eine Beilegung des Konfliktes in dem nordafrikanischen Land sei sowohl von Haftar als auch von Regierungschef Fajez al-Sarraj „zum Scheitern gebracht“ worden, führte Le Drian aus. Daher habe Macron den Wunsch geäußert, beide Widersacher zu treffen. Es sei wichtig, alle Seiten dazu zu drängen, „den Weg der Verhandlung einzuschlagen, sofort eine Waffenruhe zu schließen und eine politische Lösung zu erzielen“, hob Le Drian hervor.

Aus dem Elysée-Palast hieß es, Macron, der vergangene Woche al-Sarradsch in Paris getroffen hatte, werde „vielleicht bald“ auch General Haftar empfangen. Noch sei aber „nichts bestätigt“. Für eine politische Lösung für den Konflikt in Libyen seien Gespräche sowohl mit al-Sarraj als auch mit Haftar erforderlich, hieß es aus französischen Diplomatenkreisen. Deshalb führe Frankreich einen Dialog mit beiden.

In Libyen herrscht seit dem Sturz und gewaltsamen Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Haftar unterstützt eine Gegenregierung im Osten Libyens und startete am 4. April eine Offensive auf Tripolis, wo die international anerkannte Regierung der nationalen Einheit ihren Sitz hat.

Regierungstreue Truppen und Einheiten Haftars lieferten sich erbitterte Kämpfe. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden dabei mehr als 430 Menschen getötet. Mehr als 55.000 Menschen wurden nach UN-Angaben vertrieben.

Vergangene Woche warb al-Sarraj bei Besuchen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) sowie in Rom und Paris um Unterstützung. Macron sprach dem libyschen Regierungschef bei dieser Gelegenheit seine Unterstützung aus und rief zu einer bedingungslosen Waffenruhe auf.

Al-Sarraj wirft der französischen Regierung vor, Haftar zu unterstützen. Nach Beginn von dessen Offensive hatte Macron mit dem General telefoniert, wie es am Dienstag aus Diplomatenkreisen in Paris hieß.