Eishockey: Bader hofft auf Leistungssteigerung seiner Topspieler

Bratislava (APA) - Österreichs Eishockey-Nationalmannschaft steht nach drei Spielen der WM in Bratislava noch ohne Punkte da. Am Donnerstag ...

Bratislava (APA) - Österreichs Eishockey-Nationalmannschaft steht nach drei Spielen der WM in Bratislava noch ohne Punkte da. Am Donnerstag (16.15 Uhr) gegen Titelverteidiger Schweden ist die ÖEHV-Auswahl wieder klarer Außenseiter, ehe mit Norwegen (Freitag) und Italien (Montag) die entscheidenden Spiele im Kampf um den Klassenerhalt folgen.

Nach dem 0:4 am Dienstag gegen die Schweiz und vor Beginn der zweiten Turnierhälfte mit vier Spielen in fünf Tagen hofft Österreichs Teamchef Roger Bader, dass die Spieler die Belastungen gut verdauen und dass Österreichs Topspieler eine Leistungssteigerung zeigen können.

Frage: Wie fällt ihre Zwischenbilanz bei etwa Halbzeit aus?

Bader: „Unterm Strich mehr positiv als negativ, obwohl man drei Niederlagen hat. Aber das musste man erwarten. Man hofft auf mehr, dass man einem Großen ein Bein stellen kann, aber die Realität ist eine andere. Wir hatten in allen drei Spielen sehr gute Momente. Zum Schluss war klar, dass die drei Mannschaften doch deutlich besser sind. Von daher ist nichts passiert, was man nicht erwartet hat. Ich habe nie etwas Anderes gesagt als dass wir sechsmal Außenseiter sind und einmal (Italien) die Chancen 50:50 stehen.“

Frage: Wie schätzen Sie das 0:4 gegen die Schweiz ein?

Bader: „Natürlich waren sie überlegen, aber bis zur 54. Minute ist es 1:0 gestanden. Da muss uns ein Lucky Punch gelingen und es geht in die Overtime. Natürlich wäre es für uns glücklich gewesen, aber nicht unmöglich. Die Schweiz hat schon eine gute Mannschaft, sechs Punkte, und dann kommt noch ein NHL-Spieler dazu. Es ist schon gewaltig, was auf der anderen Seite steht. Wir haben einen SHL-Spieler (Anm.: Komarek in der schwedischen Liga), der nicht gespielt hat. Wir haben Spieler, die gerne in der SHL spielen würden, aber keinen Vertrag bekommen. Dasselbe in Finnland. Wir haben keinen in der KHL (Anm.: russische Liga) und spielen gegen 15 KHL-Spieler, wenn wir gegen Lettland spielen.“

Frage: Wie nehmen die Spieler die drei Niederlagen auf?

Bader: „Eine Niederlage nagt immer, auch wenn es erwartet ist. Das Selbstvertrauen steigt sicher nicht. Bei einer A-WM, wo es mehr Niederlagen als Siege gibt, sind das Dinge, mit denen wir umgehen müssen. Man sieht, bei einer WM ist alles noch einmal eine Stufe höher ist als in den Vorbereitungsspielen.“

Frage: Es heißt, dass ein Außenseiter nur Chancen hat, wenn der Torhüter stark und die besten Spieler die besten Spieler sind. Das scheint noch nicht der Fall zu sein.

Bader: „Unsere besten Spieler haben noch Reserven. In jedem Spiel war Rauchenwald gut, auch Haudum und Obrist. Die Spieler, von denen man Tore erwarten würde, haben ihre besten Spiele hoffentlich noch vor sich.“

Frage: Haben Sie eine Erklärung dafür?

Bader: „Ich weiß, dass es nicht an der Einstellung liegt. Sie wollen unbedingt der Mannschaft helfen, verkrampfen vielleicht dabei. Schneider will unbedingt Tore schießen und es gelingt nicht. Beide Raffl wollen der Mannschaft helfen, dann machen sie Strafen, die unnötig sind. Wir brauchen NHL-Spieler nicht auf der Strafbank. Zwerger hat sich in der Vorbereitung leicht verletzt an der Hüfte, seither ist er nicht der Alte.“

Frage: Was sagen Sie zum WM-Debüt von Baumgartner?

Bader: „Der hat eine Wahnsinnspartie gespielt. Es war sein erstes Spiel auf diesem Niveau und er hat keinen Fehler gemacht, das ganze Spiel“.

Frage: Es stehen vier Spiele in fünf Tagen an. Wie geht man damit um?

Bader: „Puh, sag das mal im Fußball. Das ist eine irrsinnige Belastung. Das ist keine Ausrede, das ist das, was hier gefordert ist, das muss man bewältigen können. Gut, dass wir keinen wirklich Verletzten haben. Wir haben zwei angeschlagene Spieler: Bei Hundertpfund habe ich das Gefühl, dass er (gegen Schweden und Norwegen) zum Einsatz kommt, bei Komarek sieht es kritischer aus.“

Frage: War der freie Tag am Mittwoch von Beginn weg so eingeplant?

Bader: „Das braucht es, damit sie auftanken können. Es geht mehr um den Kopf. Wir sind eine der wenigen Mannschaften, die sieben Spiele in zehn Tagen haben. Es gibt Mannschaften mit sieben Spielen in zwölf Tagen und mittendrin einmal zwei Tage frei. Wir nicht, wir müssen das in Miniform kompensieren.“

Frage: Wie legen Sie es gegen Schweden an?

Bader: „Wir werden gegen Schweden vier Linien durchspielen, Powerplay und Unterzahl, und nicht falsche Energie verlieren. Unser Fokus liegt auf Norwegen. Man darf sich auch dort nichts vormachen. Norwegen hatte bis jetzt einen schlechten Auftritt, das sieht nicht gut aus. Trotzdem ist das zu 80 Prozent eine SHL-Mannschaft. Wir müssen ein sehr starkes Spiel spielen, um sie zu schlagen.“

Frage: Werden Sie im Doppel Schweden-Norwegen wieder beide Torhüter einsetzen?

Bader: „Die Wahrscheinlichkeit ist nicht unlogisch. Wenn der gleiche Torhüter gegen Schweden 50 Torschüsse bekommt, und das ist möglich, ist das nicht die beste Voraussetzung, um frisch zu sein.“

Frage: Sind Sie mit Kickert zufrieden?

Bader. „Ja, gestern war er besser als gegen Lettland. Technisch ist er der beste der drei, er hat eine sehr gute Entwicklung in den letzten Wochen gemacht. Bei Starke (Bernhard Starkbaum) hoffst du immer, dass er eine herausragende Partie hervorholt, ich weiß, das hat er drin.“

(Das Gespräch wurde von Stefan Grüneis/APA aufgezeichnet)