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Brandenberger Ache: Die Ache der vielen Gesichter

An der engsten und höchsten Stelle in der Klamm wurde eine Aussichtsplattform errichtet.
© Rapp Irene

Wie unterschiedlich ein Gewässer sein kann, zeigt die Brandenberger Ache in der Tiefenbachklamm bei Kramsach. Beim Durchqueren wird man mit viel interessanter Geschichte konfrontiert.

Von Irene Rapp

Kramsach –Klammen gibt es in Tirol einige. Die Tiefenbachklamm, die sich von Brandenberg nach Kramsach zieht, ist jedoch etwas Besonderes. Zum einen aufgrund der begehbaren Länge (4,5 Kilometer) und der unterschiedlichen Landschaft. Zum anderen aufgrund der Geschichte: Bis 1966 wurde hier Holz getriftet – sprich, Baumstämme auf dem Wasserweg von Brandenberg bis nach Kramsach transportiert.

Einer, der viel davon erzählen kann, ist der Brandenberger Walter Marksteiner. „Mit 14 Jahren habe ich als Forstlehrling bei den Bundesforsten zu arbeiten begonnen“, erzählt der 83-Jährige. 18 Jahre lang sei er dann Trifter gewesen, allerdings im oberen Teil der Brandenberger Ache im Bereich der Erzherzog-Johann-Klause. Eine gefährliche Aufgabe? „Nein, wenn man damit aufwächst, ist es eine harte, aber keine gefährliche Arbeit“, erzählt der Brandenberger. Heute können die alten Wege der Holzarbeiter gemütlich begangen werden. Doch darf der Weg durch die Klamm nicht unterschätzt werden: Gutes Schuhwerk ist unbedingt erforderlich.

So kommt man hin: Wir haben die Tiefenbachklamm von Kramsach aus durchwandert. Dazu einfach der Beschilderung im Ort folgen, rund 3,5 Kilometer nach der Sonnwendjochbahn findet sich links ein kleiner Parkplatz (dort gibt es auch eine Bushaltestelle). Über die Straße kurz taleinwärts, dann rechts zur Ache hinab. Hier zeigt sich der insgesamt 22 Kilometer lange Fluss noch von der sanften Seite: relativ breit, mit tollen Uferbänken, wo man sich ausbreiten kann. In einem schönen Mischwald geht es auf einem relativ breiten Weg dahin, bald wird dieser zum Steig und man kommt in felsigeres Gelände.

Vorbei geht es an einem ehemaligen Elektrizitätswerk ...

Hier befindet man sich relativ hoch über der Ache, die sich zum Teil durch enge Felsklüfte ihren Weg sucht.

Man bewegt sich zunächst lange auf der linken Seite des talauswärts fließenden Wassers, einige Male fällt das Gelände rechts steil bergab – Steher und Stahlseile verhindern, dass man fallen kann. Mutige können sich auf einer Aussichtsplattform direkt über das Gewässer stellen, diese wurde an der höchsten und engsten Stelle der Klamm errichtet. Was bei unserer Wanderung am Montag auffiel: Von allen Seiten plätschert es derzeit herab, man konnte einige Wasserfälle sehen und ein kleinerer ergoss sich sogar teilweise auf den Weg.

Bei einem verfallenen Häuschen im Wald befindet man sich dann wieder auf Höhe des Gewässers. Doch aufpassen ist auch hier angesagt: Die Ache ist derzeit aufgrund des Schmelzwassers mitunter ein reißendes Gewässer, an einigen Stellen konnte man sich aufgrund des tosenden Wassers kaum mehr unterhalten.

... zur Jausenstation Tiefenbachklamm.

Besonders beeindruckend ist die Kraft des Flusses dann im hinteren Teil der Klamm: Da nimmt das wieder unter einem liegende Flussbett eine S-Form an und weil in diesen Tagen besonders viel Wasser hinunterschießt, bleibt man nur noch stehen und staunt. Im hinteren Teil sind dann auch Brücken zu überqueren, Gänsehaut-Feeling inklusive. Interessant die unterschiedlichen Hauptdolomit-Felsformationen, die sich links und rechts der Ache hinaufziehen. Man kommt sich auf dem rund 1,5-stündigen Marsch wirklich vor wie in einem kleinen Paradies.

Dann plötzlich wird das Gelände wieder weiter und man kommt auf eine große Wiese. Nur noch wenige Meter sind es von hier bis zur Jausenstation Tiefenbachklamm. Dort bewirten einen das deutsche Paar Frank Boy und Monika Paul. Von Ravensburg im deutschen Bundesland Baden-Württemberg hat es sie hierher verschlagen, doch den beiden gefällt es gut an diesem idyllischen Fleck. „Die Tiroler sind freundlicher als die Schwaben“, erzählt Frank Boy. Den Kopf schüttelt er allerdings manchmal über die Klamm-Besucher: Diese kämen nämlich nicht selten in Flipflops zu ihm. Purer Leichtsinn. Denn obwohl nach einem tragischen Unfall vor zwölf Jahren die Wege gut gesichert wurden – eine Mutter und ihre Tochter stürzten in der Klamm ab und ertranken, an besagter Stelle hängt ein Gedenkschild –, ist der Steig kein 0815-Spazierweg.

Zurück geht es übrigens auf demselben Weg – und da fallen einem sicher Sachen auf, die man beim Hinmarsch noch nicht gesehen hat.

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