Praevenire - Intransparenz bei High-Tech-Arzneimittelpreisen 1

Seitenstetten (APA) - Offiziell rund 320.000 Euro kostet derzeit eine sogenannte CAR-T-Zelltherapie bei sonst nicht mehr behandelbaren Blutk...

Seitenstetten (APA) - Offiziell rund 320.000 Euro kostet derzeit eine sogenannte CAR-T-Zelltherapie bei sonst nicht mehr behandelbaren Blutkrebserkrankungen. Rund um Organisation und Finanzierung tun sich hier in Österreich kritische Struktur- und Finanzierungsfragen auf, hieß es bei den Praevenire-Gesundheitstagen in Seitenstetten (NÖ). Es herrsche Intransparenz.

Die neue Therapieform gibt es derzeit weltweit nur über die Pharmakonzerne Novartis und Gilead. Durch den teilweise Milliarden-schweren Aufkauf von kleinen Biotech-Unternehmen haben sie ein Verfahren zur Marktreife entwickelt, bei dem Abwehrzellen von Krebspatienten gewonnen, genetisch gegen den Krebs „scharf“ gemacht und den Kranken wieder zugeführt werden. Das kann, muss aber nicht, bei sonst nicht mehr aussichtsreich behandelbaren Blutkrebserkrankungen eine Heilung bringen. Das Anwendungsgebiet wird sich wohl noch stark erweitern. Beide Unternehmen gehen von rund 320.000 Euro Therapiekosten pro Patient aus.

Alexander Preuss (Gilead/Österreich) führte dazu aus: „In der CAR-T-Zelltherapie sind wir seit etwas mehr als einem Jahr mit unterschiedlichen Kliniken im Gespräch.“ In Österreich kämen dafür maximal fünf Zentren für neun Bundesländer infrage. Das aber führt sofort zur Problematik der Spitalsfinanzierung auf Bundesländerebene. „Wer zahlt für ‚inländische Gastpatienten‘, die aus anderen Bundesländern einströmen?“, lautet die Frage.

Darüber gab es bei einem Experten-Gespräch keine Einigung: Möglich wäre weiterhin das Herstellen einer Balance über den Finanzausgleich. Andererseits könnte es auch Sonderfonds oder andere Werkzeuge geben. Erstaunlich ist, wie aus Hintergrundinformationen hervorgeht, dass die auf diesem Gebiet aktiven Pharmakonzerne praktisch zum selben Preis anbieten, was nicht für Wettbewerb spricht.

Edgar Starz, Chef-Einkäufer der steirischen Krankenhausgesellschaft KAGES, sagte dazu: „Früher hat es in der Pharmaindustrie keine Volkswirte gegeben.“ Dies hätte sich geändert. „Die rechnen aus, was ‚reingeht‘. Das ist eine korrekte Rechnung.“ Die Preise für solche Therapien würde danach festgesetzt, was von einem Staat und dessen Gesundheitswesen wahrscheinlich gerade noch erstattet würde. Da allerdings - zum Beispiel in den europäischen Ländern - oft Referenzwerte aus anderen Staaten zur nationalen Preisbeurteilung herangezogen werden, wird kaum ein Unternehmen unter den Wert in Pharma-Hochpreisländern gehen. Das würde nämlich die Preise drücken.

Derzeit sind die Spitalsträger in Österreich jeweils offenbar ziemlich allein gelassen, was ihre Verhandlungen zur CAR-T-Zelltherapie betrifft. Das schränkt den Spielraum ein. „Ich würde mir sehr viel mehr Transparenz wünschen. Es geht ja nicht um Geld aus der Privatschatulle, es geht um Steuergelder“, sagte Bernhard Rupp von der Fachabteilung für das Gesundheitswesen der NÖ-Arbeiterkammer.