Praevenire - „Weißbuch“ soll Strategie für Gesundheitswesen bringen
Seitenstetten (APA) - Zum vierten Mal finden derzeit in Seitenstetten in Niederösterreich die Praevenire Gesundheitstage statt. Der neue Prä...
Seitenstetten (APA) - Zum vierten Mal finden derzeit in Seitenstetten in Niederösterreich die Praevenire Gesundheitstage statt. Der neue Präsident der Initiative, Hans Jörg Schelling, Ex-Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und ehemaliger Finanzminister, will innerhalb eines Jahres ein „Weißbuch Gesundheit“ schaffen, das als Strategievorlage für die Entwicklung des Gesundheitswesens dienen könnte.
„Wir neigen in der Politik zur Symptomtherapie. Wir neigen dazu, uns mit Strukturen zu beschäftigen, statt Strategien zu entwickeln. Und wir können zwei Stunden über die Gesundheitsversorgung diskutieren - und das Wort ‚Patient‘ kommt nicht vor“, sagte Schelling Mittwochnachmittag bei der formellen Eröffnung der Veranstaltungsreihe, zu der es bereits seit Montag „Gipfelgespräche“ zu gesundheitsrelevanten Themen gegeben hatte.
Für den ehemaligen Hauptverbandchef, der zuvor auch die AUVA geleitet hatte, sind neue Strategien im österreichischen Gesundheitswesen dringend erforderlich. „Der erste Kostentreiber wird das Älterwerden der Bevölkerung sein. Das wissen wir seit 30 Jahren. Wir müssen die Eigenverantwortung der Menschen für ihre Gesundheit stärken“, betonte Schelling.
Der zweite Kostentreiber sei jedenfalls die Entwicklung der modernen Medizin. „Wenn wir sicherstellen wollen und müssen, dass wir State of the Art versorgen, müssen wir davon ausgehen, dass wir mehr Geld aufwenden werden müssen. Wir werden uns die Gesundheitsversorgung der Zukunft nicht leisten können, wenn wir so weitertun wie bisher“, sagte Schelling.
Das müsse praktisch zwingend dazu führen, dass endlich die Planung im Gesundheitswesen endlich bundesweit und einheitlich erfolge. Die bloße Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen zur Österreichischen Gesundheitskasse „mit regionalen Anpassungen“, werde das nicht leisten können. „Wir schreiben den Status quo fort - und es wird ein bisschen teurer.“
Stattdessen gebe es weiterhin Berechnungen, wonach an den Schnittstellen zwischen niedergelassener Medizin und den österreichischen Spitälern derzeit rund drei Milliarden Euro zu heben wären. „Die öffentlichen Ausgaben für Gesundheit betragen 30 Milliarden Euro. Würden wir die drei Milliarden Euro lukrieren, könnten wir damit völlig neue Zugänge schaffen.“
Notwendig sei auch eine neue Kompetenzverteilung zwischen den Gesundheitsberufen inklusive der Ärzteschaft. „Das sollte ein Zusammenspiel, kein Gegeneinander sein“, sagte Schelling. Nur durch das Aufbieten aller Kapazitäten und optimaler Aufgabenteilung könne es in Zukunft gelingen, den Anforderungen gerecht zu werden.