Junge Tiroler: Engagement im Dorf, Engagement für Europa
Die TT traf vor den EU-Wahlen fünf 17-Jährige zu einem Gespräch. Ihre großen Anliegen sind Wahlbeteiligung, Klima- und Umweltschutz sowie Digitalisierung.
Von Sabine Strobl
Innsbruck –Im Bildungscampus herrscht Pausentreiben. Sebastian, Lina, Martin, Barbara und Lena von der Klasse 3DHW der Innsbrucker Ferrarischule haben gerade eine Deutschschularbeit hinter sich gebracht. Ein Kommentar war gefragt: zur Wahlbeteiligung der Jugendlichen oder zum Wissen über den Holocaust. Die 17-Jährigen sind also schon aufgewärmt, als sie sich zum Gespräch über Europa mit der TT in der Bibliothek niederlassen.
Ein Teil von ihnen geht kommenden Sonntag das erste Mal zur Wahl. Im Geschichteunterricht wurde der Ablauf einer Wahl durchgespielt, zu Hause wurden Fernsehdiskussionen mitverfolgt und im Internet die Wahlprogramme der Parteien studiert. Man informiert sich. Und wer informiert ist, kann mitreden. Ein Thema, das nicht nur Sebastian unter den Nägeln brennt, ist die Reform des Urheberrechts, sprich Artikel 13 (Uploadfilter) und Artikel 15 (Stichwort Linktax). In Sachen Digitalisierung und Datenschutz möchte sich die junge Generation auf alle Fälle einbringen. Zumal der Auftritt der älteren Generationen nicht immer zukunftsfit wirkt. Als weiteres großes Thema, das zur Wahl bewegt, nennt Lina den Klimaschutz. Was sie von der jungen Umweltaktivistin Greta Thunberg denken? „Viele blicken zu ihr auf“, sagen Lena und Barbara. „Ich sehe, dass man etwas machen kann.“
Lina und Lena haben im Rahmen eines Uniprojektes im Vorfeld ihre Fragen zur EU abgeben können. „Gibt es in Zukunft einen EU-Pass?“, wollte Lina wissen. Lena hat sich erkundigt, warum in den Schulen nicht mehr über die Europawahlen informiert werde. Noch sind nicht alle Fragen von den Experten beantwortet.
Wie Europa in 20 Jahren wohl aussieht? „Die EU besteht weiter. Es wird ein ökologisches Upgrade geben. Also mehr erneuerbare Energie, weniger Plastik, recyclebare Stoffe“, ist Martin optimistisch. Die Idee Europa sei gewaltig, sagt Sebastian. Aber es gebe Dinge, die man verbessern könne. Dazu zählt für ihn eine „echte Lösung“ des Transitverkehrs. „Es wird in kleinen Schritten vorangehen. Vielleicht ist dann von uns schon jemand im Parlament vertreten“, blickt Barbara in die Zukunft.
Ob Gemeinderatswahl oder Europawahl. Für die fünf 17-Jährigen hier ist keine Wahl zu klein und keine zu groß. Lina: „Es ist ein Privileg, mit 16 wählen zu können.“ Einige können sich auch vorstellen, selbst politisch tätig zu werden. Lena wurde schon darauf angeredet, sich in der Gemeinde politisch zu engagieren. Sie und Barbara sind bereits als Wahlhelferinnen aktiv. „Aber es ist ein weiter Weg“, meint Letztere.
Vorläufig heißt es also, die eigene Stimme bei der Europawahl abzugeben.