Kfz-Industrie

Kartellvorwurf: BMW sieht sich von EU ungerecht behandelt

BMW-Chef Harald Krüger
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BMW-Chef Krüger verteidigt die geplante Flexibilität bei Elektroantrieben. Und BMW habe keine geheimen Absprachen mit anderen Autobauern getroffen.

München – BMW will die drohende milliardenschwere Kartellstrafe der EU nicht auf sich sitzen lassen. „Die von der EU-Kommission erhobenen Vorwürfe sind unberechtigt“, bekräftigte der Chef des Autobauers, Harald Krüger, auf der Hauptversammlung in München am Donnerstag laut Redetext. „Deshalb wehren wir uns mit allen rechtlichen Mitteln - wenn erforderlich.“

BMW habe keine geheimen Absprachen mit anderen Autobauern zum Nachteil der Kunden getroffen. „Unser Ziel war die zulässige Abstimmung von Industriepositionen“, betonte Krüger.

1,4 Milliarden Euro zurückgestellt

Die EU-Kommission vermutet illegale Kartellabsprachen unter den deutschen Autobauern in der Abgasreinigungstechnik. BMW, Daimler und Volkswagen sollen von 2006 bis 2014 gegen Vorschriften verstoßen haben, indem sie sich bei der Technik zur Reinigung von Diesel-Autos und Benzinern von Schadstoffen abstimmten.

Angesichts der angedrohten Strafe hatte BMW im ersten Quartal 1,4 Milliarden Euro Rückstellungen gebildet, die den Konzern in die Verlustzone drückten. Für das laufende Jahr rechnet der Autobauer nur noch mit einer operativen Umsatzrendite von 4,5 bis 6,5 Prozent.

Die Rivalen Daimler und VW könnten glimpflicher davonkommen. Daimler könnte um eine Strafe ganz herumkommen, weil er rechtzeitig ausgepackt hat. Volkswagen könnte mit einer geringen Strafe davonkommen, da der Konzern die Wettbewerbshüter ebenfalls informierte.

„Alles auf eine Karte zu setzen nicht klug“

Ebenfalls Thema bei der Hauptversammlung war die Zukunft der E-Mobilität. Aus Sicht von BMW ist es „unklug“ alles auf den Elektroantrieb zu setzen. Darum will der Autobauer sich aller Möglichkeiten offenlassen, bis hin zur Brennstoffzelle.

Es gebe nicht nur die eine passende Lösung für alle Anforderungen. „Technologische Offenheit ist entscheidend, um auf die regulatorischen Anforderungen und Kundenwünsche in verschiedenen Märkten vorbereitet zu sein“, so Krüger. „Deshalb werden verschiedene Antriebsformen nebeneinander bestehen“.

BMW und Daimler stellen sich mit ihren flexiblen Haltung in der Branche gegen Volkswagen-Chef Herbert Diess, der den Fokus auf rein batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge auch im Kurs der Politik verankert sehen möchte. Das hatte im Autobranchenverband VDA vorübergehend zu öffentlichem Streit geführt.

BMW und Daimler setzen verstärkt auf die Hybridantriebe, also Verbrenner- und Elektromotor in einem Fahrzeug. Die beiden Premiumhersteller haben ihre große Stärke bei den gewinnträchtigen schweren Luxuskarossen, die vor allem als Dienstwagen verkauft werden. (APA, TT.com)