Kriegselend im Ferdinandeum: Egger-Lienz und Dix in Sonderausstellung
Innsbruck (APA) - Mit dem Schrecken des Ersten Weltkrieges beschäftigt sich eine Sonderausstellung im Tiroler Landesmuseum. Das Ferdinandeum...
Innsbruck (APA) - Mit dem Schrecken des Ersten Weltkrieges beschäftigt sich eine Sonderausstellung im Tiroler Landesmuseum. Das Ferdinandeum stellt einen der berühmtesten Tiroler Künstler, Albin Egger-Lienz, dem deutschen Maler Otto Dix gegenüber. Die Zusammenschau, kuratiert von Helena Perena, bringt „unerwartete Facetten beider Künstler hervor“, sagte Direktor Wolfgang Meighörner am Donnerstag zu Journalisten.
Nach fünf Jahren der Vorbereitung sind Egger-Lienz und Otto Dix erstmals gemeinsam. Darüber hinaus ist es die größte Werkschau von Dix, die je in Österreich gezeigt wurde. Die Sonderausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ist von 17. Mai bis zum 27. Oktober zu sehen. „Die beiden Künstler haben zwar Generationen getrennt, sie haben aber ähnliche Erfahrungen gemacht“, erklärte Meighörner die Verbindung der beiden Künstler. Egger-Lienz ist bereits 1926 verstorben, Dix erst 1969. Dennoch erlebten beide nach dem Ersten Weltkrieg einen Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens - und nahmen auch dieselben Themen in den Fokus. Der Krieg und seine Auswirkungen bilden einen Schwerpunkt ihrer Arbeit, beide haben an der Front gekämpft.
Perena bezeichnete die Werke als „schaudererregend“ und „Bilder von menschlichen Abgründen“. Exemplarisch für diese Wahrnehmung steht wohl das von Egger-Lienz in den Jahren 1915/16 geschaffene Bild „Der Krieg“. Es zeigt „anonymisierte, mechanisierte Soldaten, die über Leichen gehen“ und Perena betonte, dass das Werk heute als „pazifistisches Monument“ gelesen werde. Dies sei deswegen von Bedeutung, da der Tiroler Maler von den Nationalsozialisten posthum als „Blut-und-Boden-Künstler“ und „Bauernmaler“ instrumentalisiert worden sei, so die Kuratorin. Otto Dix dagegen wäre von den Nationalsozialisten verachtet worden und seine Kunst als „entartet“ präsentiert. Außerdem habe er im Zuge der NS-Gewaltherrschaft auch seinen Posten an der Dresdner Kunsthochschule verloren.
Die Ausstellung umfasst insgesamt 200 Werke - darunter befinden sich rund 180 Leihgaben. So wie Otto Dix‘ „Die Irrsinnige“, das eine Leihgabe der Kunsthalle Mannheim sei. Laut Perena bringt es „die ganze Ausstellung zum Ausdruck.“ Denn neben dem Krieg als Schauplatz spielt die Nachkriegszeit bei der Schau eine wesentliche Rolle. Kriegsfrauen, Witwen, Prostituierte, Kriegsversehrte und Vanitas - die Vergänglichkeit an sich - rücken im oberen Stockwerk der Präsentation in den Fokus. Der Facettenreichtum der beiden Künstler würde auch hier sichtbar: Während Dix etwa Witwen in sexualisierter Form darstelle, würde bei Egger-Lienz‘ „Kriegsfrauen“ der Betrachter den Schmerz der Abgebildeten deutlich spüren, hieß es weiter.
Die beiden Künstler würden sich nicht ohne weiteres in die „Schubladen der Kunstgeschichte“ einordnen lassen, wurde betont - daher würden sie sich in einem „Randbereich“ begegnen. Dix gelte als „Stilpluralist“, Egger-Lienz dagegen zeichne sich durch seine Stilsicherheit und Konsequenz aus. Für den „Hauskünstler“ Egger-Lienz wolle man nun im Ferdinandeum ein Kompetenzzentrum aufbauen.
(S E R V I C E - Sonderausstellung Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: „Egger-Lienz und Otto Dix. Bilderwelten zwischen den Kriegen“, von 17. Mai bis 27. Oktober, Dienstag bis Sonntag 9.00 bis 17.00 Uhr, http://www.tiroler-landesmuseen.at)