Mutige Bilder, die jeder sieht und keiner kennt
Anton Tiefenthaler wäre am 11. Mai 90 Jahre alt geworden. Sein Neffe hat für eine Ausstellung öffentliche und fast vergessene Werke des Milser Künstlers aufgespürt.
Mils –Das Werk von Anton Tiefenthaler beschränkt sich nicht auf die kleine Leinwand. Es reicht auch von der Fassade des Feuerwehrhauses in Mils über Darstellungen an Haller Gebäuden, eine Bildsäule in Thaur bis zu einem 2 mal 2,5 Meter großen Fresko in der Kapelle des Wohnheims Hötting. Der Milser Künstler (1929–1982) wäre am 11. Mai 90 Jahre alt geworden und was beinahe in Vergessenheit geraten ist: Viele Werke sind öffentlich. Für eine Ausstellung hat sich ein Neffe Tiefenthalers auf Spurensuche begeben. Josef Leitner recherchierte, fuhr die Standorte der Fresken mit seiner Vespa ab und fotografierte sie für die Ausstellung.
Dem Kurator stand vor allem die Haller Künstler-Familie Pöhacker zur Seite. Magnus Pöhacker – Tiefenthaler war sein Taufpate – spricht über die öffentliche Wahrnehmung: „Wenn man bei uns durch Hall geht, weiß kaum jemand, wenn er vor einem von Tonis Fresken steht.“ Während die Aquarelle, Ölbilder und Zeichnungen höchstes Ansehen genießen, benötigt man bei den öffentlichen Arbeiten einen zweiten, tieferen Blick – und das Wissen, wie diese Werken zustande kamen. Franz Pöhacker, ein langjähriger Freund Tiefenthalers, erinnert sich, dass manche Fresken vermutlich aus Geldnot entstanden seien. „In Hall hat er den hl. Nikolaus ohne Bart gemalt. Unvorstellbar eigentlich, den so darzustellen“, sagt der 92-jährige Bildhauer, und Sohn Magnus ergänzt: „Er malte wohl aus wirtschaftlicher Notwendigkeit heraus, aber dafür machte er es mutig und wischte dem Auftraggeber vielleicht damit eines aus.“
Leitner hofft, dass wieder mehr Menschen mit offenen Augen Tiefenthalers öffentliche Arbeiten betrachten. „Wir wollen sie zurück ins Bewusstsein holen“, sagt er. Bei der Ausstellung wird auch eine Tafel enthüllt, die den Künstler öffentlich würdigt. (chris)