Iran im Konflikt mit den USA um Deeskalation bemüht
Teheran (APA/AFP) - Es ist ein schwieriger Balanceakt für den Iran, den Konflikt mit den USA zu entschärfen und zugleich harte Kante zu zeig...
Teheran (APA/AFP) - Es ist ein schwieriger Balanceakt für den Iran, den Konflikt mit den USA zu entschärfen und zugleich harte Kante zu zeigen. Doch die Islamische Republik hat lange Erfahrung darin, der Weltmacht die Stirn zu bieten, ohne eine offene Konfrontation zu provozieren. Seit Tagen ist die Führung in Teheran bemüht, jede weitere Verschärfung des Konflikts zu vermeiden.
Schließlich weiß sie, dass sie einen echten Krieg nicht gewinnen kann. Zugleich lehnt sie Verhandlungen oder Zugeständnisse weiterhin ab. „Die iranischen Behörden folgen dem Slogan des obersten Führers ‚Weder Krieg, noch Verhandlungen‘ mit der Trump-Regierung“, sagt der Iran-Spezialist Clément Therme vom International Institute for Strategic Studies (IISS). Angesichts der „begrenzten militärischen Mittel“ könne sich der Iran einen Konflikt nicht leisten. Zwar hat er laut dem IISS 475.000 Mann unter Waffen, doch ist insbesondere seine Luftwaffe völlig veraltet.
Wegen des seit Jahrzehnten geltenden Waffenembargos hat der Iran große Probleme, moderne Waffen zu kaufen. Seine Militärausgaben betragen einen Bruchteil des Budgets der USA sowie ihrer arabischen Verbündeten Saudi-Arabien, Ägypten und den Emiraten. Irans Revolutionsgarden und ihre regionalen Verbündeten sind zwar eine ernste Bedrohung für die US-Truppen, doch einen Krieg gewinnen könnten sie nicht.
Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei zeigte sich am Dienstag überzeugt, dass die USA ohnehin nur die Entschlossenheit des Irans testen wollen. „Weder wir noch sie suchen den Krieg, weil sie wissen, dass er nicht in ihrem Interesse wäre“, sagte der 79-Jährige, der im Iran in politischen Fragen das letzte Wort hat. Zugleich betonte er, die iranische Nation sei entschlossen, „Amerika Widerstand zu leisten“.
Dem Aufruf von US-Präsident Donald Trump zu Gesprächen erteilte Khamenei erneut eine Absage. Mit der „aktuellen amerikanischen Regierung“ werde es keine Verhandlungen geben, sagte der konservative Politiker, der seit Jahren davor warnt, den USA zu trauen. Zwar hatte er 2013 die Aufnahme von Verhandlungen zum iranischen Atomprogramm gebilligt, sich jedoch stets skeptisch zu ihren Erfolgsaussichten geäußert.
Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif warf den USA am Donnerstag eine „inakzeptable Eskalation“ vor. Zugleich betonte er, der Iran zeige „maximale Zurückhaltung“ angesichts des Vorgehens Trumps, der die US-Truppen in der Golfregion massiv verstärkt hat. Dem internationalen Atomabkommen von 2015, das Trump vor einem Jahr gekündigt hatte, sei der Iran weiter „verpflichtet“, versicherte Zarif.
Nach Einschätzung des konservativen iranischen Analysten und Politikers Amir Mohebbian handelt der Iran klug, indem er „Flexibilität und Zurückhaltung“ an den Tag lege, um der Welt zu zeigen, dass es Trump ist, der das Atomabkommen zerstören will. Trump versuche den Iran zu einem Vorgehen zu drängen, das ihn ins Unrecht setze. Doch sei Teheran bemüht, nicht in diese „Falle“ zu gehen, sagt Mohebbian.
Nach Ansicht von Therme dürfte es auch deshalb nicht zu einem Krieg kommen, weil die Öffentlichkeit im Iran und den USA strikt dagegen ist. „Im Iran ist der Iran-Irak-Krieg von 1980-88 noch sehr präsent in der kollektiven Erinnerung“, sagt er. „Eine der Hauptstärken der Islamischen Republik ist es, der Bevölkerung im Vergleich zu den schwachen Staaten im Irak und Afghanistan eine gewisse Stabilität zu sichern.“