Nach gewaltsamen Protesten: Putin will Volksbefragung zu Kirchenbau

Sotschi/Jekaterinburg (APA/dpa) - Nach teils gewaltsamen Protesten gegen einen Kirchenneubau in Jekaterinburg hat Kremlchef Wladimir Putin e...

Sotschi/Jekaterinburg (APA/dpa) - Nach teils gewaltsamen Protesten gegen einen Kirchenneubau in Jekaterinburg hat Kremlchef Wladimir Putin eine Volksbefragung angeordnet. „Wir müssen dieses Problem im Interesse aller lösen“, sagte Putin am Donnerstag bei einem Medienforum in Sotschi am Schwarzen Meer. Sollte sich die Mehrheit der Jekaterinburger gegen den Bau aussprechen, müssten die Behörden dies akzeptieren.

Die Stadtverwaltung bestätigte der Agentur Interfax, die Befragung schnell anzusetzen. Beobachter sehen in der Ankündigung Putins einen Versuch, die Lage vor einer Anfang Juli geplanten großen Wirtschaftskonferenz in der Millionenmetropole am Ural zu entspannen. Zu der Konferenz hatte Putin auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eingeladen.

Der Druck auf die Behörden war in den vergangenen Tagen extrem gewachsen, weil sie in einem Naherholungspark mitten im Stadtzentrum eine Kirche bauen wollen. Die Bewohner sehen jedoch damit eine der wenigen Grünflächen der Industriestadt bedroht. Tausende Menschen belagerten den Park und gerieten mit Sicherheitsleuten und Kirchenanhängern aneinander. Rund 100 Menschen wurden festgenommen, einige wurden auch verletzt.

Putin fuhr mit der Forderung nach Dialog seinem Sprecher Dmitri Peskow in die Parade, der seit Tagen den Polizeieinsatz verteidigte. Die einflussreiche Russisch-Orthodoxe Kirche will den Neubau bis 2023 anlässlich des 300. Gründungsjubiläums der Stadt fertigstellen. Hinter dem Bau stehen einige der reichsten Geschäftsleute Russlands.